Romantisches Elend
Der Schweizer Oscar-Preisträger Xavier Koller hat den Jugendbuch-Klassiker «Die Schwarzen Brüder» verfilmt. Seine Adaption ist zwar pittoresk, aber zu brav geraten.
Inhalt
Kulturtipp 26/2013
Urs Hangartner
Armut herrscht im Tessin Mitte des 19. Jahrhunderts. Die Bergbauernfamilie kann die 40 Franken Arztkosten für die Behandlung der verunfallten Mutter nicht aufbringen. Da käme der geheimnisvolle Mann mit der Narbe und den unvorteilhaft fransigen Haaren gerade recht. Er sucht Kinder, die sich für ein halbes Jahr in seine Dienste stellen. Für den Vater Luca (Leonardo Nigro) kommt es nicht infrage, seinen Sohn Giorgio wegzugeben. «Das ist euer Geschäft, die Not...
Armut herrscht im Tessin Mitte des 19. Jahrhunderts. Die Bergbauernfamilie kann die 40 Franken Arztkosten für die Behandlung der verunfallten Mutter nicht aufbringen. Da käme der geheimnisvolle Mann mit der Narbe und den unvorteilhaft fransigen Haaren gerade recht. Er sucht Kinder, die sich für ein halbes Jahr in seine Dienste stellen. Für den Vater Luca (Leonardo Nigro) kommt es nicht infrage, seinen Sohn Giorgio wegzugeben. «Das ist euer Geschäft, die Not der andern auszunützen?», wirft er dem Menschenhändler Luini (Moritz Bleibtreu) vor.
Doch Giorgio geht wider den Willen seines Vaters freiwillig mit nach Mailand. Als Kaminfegerjunge, wie so viele andere in jenen finsteren Zeiten. Bei der aktuellen «Lieferung» sind es mehr als ein Dutzend Kinder aus dem Tessin, die am See zum Abtransport versammelt werden. Es stürmt, das Schiff kentert, und nur gerade vier überleben.
Der Bund
Giorgio überlebt und wird in Mailand an Kaminfegermeister Battista versteigert. Dieser ist ein gemütlicher Kerl, der es gut mit Giorgio meint, aber ihn halt doch den gesundheitlichen Gefahren in den engen russigen Kaminen aussetzt.
Giorgio trifft Alfredo wieder, der mit ihm nach Mailand geschickt wurde. Alfredo hat den Bund der «Schwarzen Brüder» gegründet, die gegen ihre missliche Lage kämpfen. Und gegen die «Wölfe», eine Strassenbande, die ihnen das Trinkgeld abluchst. Doch da erkrankt Giorgio schwer und stirbt. Die «Schwarzen Brüder» schliessen Frieden mit den «Wölfen». Die Jungen planen die Flucht zurück in die Heimat.
Xavier Koller hat aus dem Jugendbuchklassiker von Lisa Tetzner und Kurt Held gefälliges Familienkino gemacht. Das Elend der Kinder und Jugendlichen, die fern der Heimat schuften müssen, erscheint beinahe romantisch auf der Leinwand, in einem am Computer entstandenen pittoresken Mailand. Etwas zu schön und brav, um überzeugend zu sein.
Die Schwarzen Brüder
Regie: Xavier Koller
Ab Do, 19.12., im Kino