«Beweisen, dass er ein guter Ehemann ist, irgendwann ein fürsorglicher Vater, der perfekte Sohn. Er ist gut darin, Erwartungen zu erfüllen.» Der junge IT-Spezialist Rohan aus Delhi steckt im Dilemma: Wenn er sich selbst treu bleibt, enttäuscht er seine indische Familie. Denn während diese für ihn eine arrangierte Hochzeit plant, trifft Rohan sich heimlich mit Männern. Aber Rohan beugt sich dem Erwartungsdruck: Die in der Schweiz lebende Onkologin Sita, mit der ihn seine Familie verkuppeln will, ist ihm sympathisch.

Sie weiss, was sie will, ist nicht so unterwürfig wie andere Frauen, die ihm vorgestellt wurden. «Die Ehe und die Kinder, die sie haben würden, wären sein Ticket zu einem ganz normalen Leben», ist er anfangs überzeugt. Und so willigen Rohan und Sita trotz beidseitigen Bedenken ein, feiern eine pompöse Hochzeit, und Rohan zieht zu Sita in die Schweiz. Von diesem Arrangement erzählt Sunil Mann, der durch seine Zürcher Krimis, Kinderund Jugendbücher bekannt wurde, in seinem Roman «In bester Absicht».

Wie die «umsichtig konstruierte Welt» der beiden nach und nach zusammenbricht, weil sich Gefühle nicht unterdrücken lassen, beschreibt er abwechselnd aus Rohans und Sitas Sicht. Sunil Mann vermag sich in seine beiden Hauptfiguren einzufühlen, formuliert deren innere Konflikte aber oft allzu deutlich aus und ermüdet mit Erklärungen, die nicht nötig wären. Spannend ist hingegen der differenzierte Einblick in die indischen Kulturen und Traditionen.

Buch
Sunil Mann
In bester Absicht
360 Seiten
(Geparden 2023)