Noch ist Jackpot ein Möchtegern-Schriftsteller. Er hat zwar einen Plan und weiss «hoorgenau, wi der Roman söu wärde» – «zimlech outobiografisch». Ein Sozialdrama mit viel Menschlichkeit, voll aus der Realität geschöpft: «Mini Literatur läbt vor Würklechkeit. I bi gäge d Fantasii. Fantasii isch überschetzt.»
Vorläufig redet er mehr, als er schreibt, der Laferi und Tagedieb. Mit anderen Lebenskünstlern, namentlich den älteren Malern Louis und Grunz, ist Jackpot Teil der Kleinstadt-Boheme. Eigentlich heisst er Frank Gobeur, aber alle nennen ihn Jackpot, wegen seiner Spielernatur. Er lebt von Wetten beim Fussball, bei den Pferde- und Hunderennen. Jackpot verliebt sich heillos. Dabei stellt er sich naiv und eher unbeholfen an. Die geheimnisvolle Fanny aus Zofingen hat es ihm angetan. Frage: «Worum cha men aus Maa ir Verliebheit inne derewä nachhautig der Verstang verlüüre?» Den Roman wird Jackpot übrigens tatsächlich schreiben.
Pedro Lenz beweist erneut seine Qualitäten wie beim Erstlingsroman «Der Goalie bin ig»: Der Sprachklang, der Rhythmus, «so dass me bim Läsen i ne Flow inechunnt» (Jackpot), die eigensinnigen Charaktere, das träfe Zeichnen eines Kleinstadt-Bio-tops – das alles macht «Di schöni Fanny» zu einem wunderbar gelungenen Buch.
Wobei: Mundartliteratur ist nicht jedermanns Sache. Oft scheut man den Aufwand, sich auf die ungewohnte
Dialekt-Lektüre einzulassen. Weniger Geübten empfiehlt es sich, das Buch laut und einzelne Wörter oder ganze Sätze zweimal zu lesen. Oder man lässt sich den Roman, wenigstens teilweise, vorlesen: Autor Pedro Lenz befindet sich mit Pianist Christian Brantschen bis April auf ausgedehnter «Fanny-Tour».
Buch
Pedro Lenz
«Di schöni Fanny»
Roman
182 Seiten
(Cosmos 2016).
Fanny-Tour
Pedro Lenz (Wort) & Christian Brantschen (Piano)
Mi, 28.12., 20.30 Pogr Bern
So, 8.1., 19.00 Kaufleuten Zürich
Weitere Auftritte bis April: www.pedrolenz.ch («Auftritte»)