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Ihr Leben lang hat sich Willa angepasst. Sie hat ihre Heimat Pennsylvania früh verlassen und für den smarten Derek ihr Studium aufgegeben, geheiratet und zwei Söhne erzogen. Früh ist sie zur Witwe geworden und langweilt sich nun mit über 60 in ihrer neuen Ehe mit dem Hobby-Golfer Peter.
Anne Tyler schlägt in ihrem neuen Roman «Launen der Zeit» einen weiten Bogen zwischen Willas Kindheit 1967 bis in die Gegenwart 2017. Eine Konstante bleibt deren aufopferndes Verhalten: Von ihren Männern wurde sie nie für voll genommen, stets hat sie sich untergeordnet.
Zum Befreiungsschlag setzt Willa an, als ein Anruf aus Baltimore kommt: Die Exfreundin ihres Sohnes liegt im Spital und braucht Hilfe. Obwohl sie die Frau nicht persönlich kennt, fliegt Willa hin – und blüht in der chaotischen Kleinfamilie mit der neunjährigen Cheryl, Hund Airplane und den schrulligen Nachbarn auf. Und sie merkt, was sie in all den Jahren vermisst hat …
Warmherziger Roman über Selbstbestimmung
Die 77-jährige, in Baltimore lebende Anne Tyler gilt mit ihren Familienromanen als Meisterin der Zwischentöne und genaue Beobachterin. In «Launen der Zeit» fehlen diese Feinheiten besonders im ersten Teil, als sie im Schnelldurchlauf ein Frauenleben auffächert. Überzeugend ist Tyler dann, wenn sie alltägliche Situationen schildert und dabei starre Rollenmuster sowie familiäre Konstellationen aufdeckt. «Launen der Zeit» ist ein warmherziger Roman über Selbstbestimmung, dem es aber an Finesse fehlt.
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