Was bleibt, wenn plötzlich ein geliebter Mensch fehlt? Dieser Frage geht der 36-jährige Autor Peter Zantingh in seinem dritten Roman auf die Spur. Die Mutter, die Freundin, der beste Kumpel und die Grosseltern von Mattias kommen zu Wort, aber auch Menschen, die in ihrem Leben nur flüchtig durch den plötzlichen Tod des jungen Mannes berührt wurden.
Durch den Blick der anderen
Peter Zantingh umkreist die Leerstellen, die ein Mensch nach seinem Tod hinterlässt. Ähnlich wie die Schweizer Autorin Simone Lappert in ihrem jüngsten Roman «Der Sprung» lässt er die Hauptfigur Mattias durch den Blick der anderen entstehen: seine Begeisterungsfähigkeit, seine Sturheit, seine Rastlosigkeit, seine Menschlichkeit.
Und gleichzeitig richtet Zantingh den Blick auf die, die erstarrt zurückbleiben – auf die Überlebenden und ihren Umgang mit der Trauer. Etwa Mattias’ bester Freund Quentin, der vor seinem Schmerz im exzessiven Lauftraining wegrennen will. Oder Freundin Amber, die das Gefühl hat, ihre Trauer sei ihr von den anderen entwendet worden. Erst am Schluss findet sie einen Zugang zum eigenen Schmerz.
In einem Interview hat der Autor erzählt, wie systematisch er an die Geschichte heranging, mit Karteikarten und Plänen – «wie eine Art Galaxie». Aus dieser trockenen Auslegeordnung ist es ihm gelungen, eine stimmige Geschichte zu erzählen, in der alle Puzzleteile zueinanderpassen. Auch vermeintliche Fremdkörper wie etwa das Kapitel über den Alkoholiker Nathan, der den Verstorbenen gar nicht gekannt hat, fügen sich am Ende ins Ganze ein.
«Nach Mattias» ist zwar ein Buch über Trauer und Tod, aber auch über Hoffnungsschimmer, Trost und die Schönheit des Lebens. Abgerundet wird der Roman mit einer Playlist: Songs, die sich Mattias für den Soundtrack seines geplanten Cafés hätte vorstellen können. Es sind Lieder, die den Autor selbst beim Schreiben begleiteten. Melancholische von Nick Cave oder The Notwist – und lebenssprühende wie James Browns «I Got You (I Feel Good)».
Buch
Peter Zantingh
Nach Mattias
Aus dem Niederländischen von Hanni Ehlers
240 Seiten
(Diogenes 2020)