Zu ihrem Ziel gelangen Franz Kafkas Figuren praktisch nie. Stets ringen sie mit einem undurchsichtigen Machtapparat, kämpfen vergeblich um Anerkennung, verirren sich in einem labyrinthischen System. 

So ergeht es auch dem Protagonisten K. in Kafkas 1922 entstandenen und postum veröffentlichten Roman «Das Schloss»: K.s anfänglicher Enthusiasmus über die neue Stelle als Landvermesser wird schnell gedämpft, als er im Dorf seines Arbeitsgebers eintrifft. Die Schlossbehörde, die ihn eingestellt hat, ist nicht erreichbar. Und die Dorfbewohner sind gegenüber dem Fremden misstrauisch und wollen ihm keine Auskunft geben. Auch die beiden «Gehilfen» Artur und Jeremias, die ihm zur Seite gestellt werden, sind ihm alles andere als eine Hilfe – sie erscheinen eher als zwei lästige Wachhunde, die ihn auf Schritt und Tritt verfolgen. K. bleibt hartnäckig, doch all seine zähen Versuche, mit der Schlossbehörde in Kontakt zu treten, scheitern kläglich. 

Hilflos ausgeliefert

Der Roman bricht ab, ohne dass K. sein Ziel erreicht hat. «Das Schloss» bleibt Fragment, wie Kafkas zwei andere Romane «Der Verschollene» und «Der Prozess». Einmal mehr thematisiert Franz Kafka (1883–1924) in diesem Werk die Ohnmacht des Individuums gegenüber einem bürokratischen System. 

«Das Schloss» wurde auf vielfache Weise gedeutet. Eine neue Interpretation wagt die chilenische Choreografin Estefania Miranda: Im Konzert Theater Bern setzt sie sich in einem Tanzstück mit dem Roman auseinander.    

Buch
Franz Kafka
«Das Schloss»
Erstausgabe: 1926
Heute erhältich bei dtv.