Roman: In der Bergstille
Paolo Cognetti hat mit «Das Glück des Wolfes» einen Roman geschrieben, der die Kraft und Ruhe der Berge ausstrahlt.
Inhalt
Kulturtipp 23/2021
Babina Cathomen
Seine Faszination für die Berge setzt der Schriftsteller, Filmemacher und Mathematiker Paolo Cognetti stets aufs Neue in Poesie um. Den internationalen Bestseller «Acht Berge» hat er auf einer Hütte in den italienischen Alpen mit Sicht aufs Monte-Rosa-Massiv angesiedelt. Im neuen Roman «Das Glück des Wolfes» kehrt er auf 1815 Metern über Meer an den Fuss des Monte Rosa zurück und erzählt vom Bergdorf Fontana Fredda.
Der...
Seine Faszination für die Berge setzt der Schriftsteller, Filmemacher und Mathematiker Paolo Cognetti stets aufs Neue in Poesie um. Den internationalen Bestseller «Acht Berge» hat er auf einer Hütte in den italienischen Alpen mit Sicht aufs Monte-Rosa-Massiv angesiedelt. Im neuen Roman «Das Glück des Wolfes» kehrt er auf 1815 Metern über Meer an den Fuss des Monte Rosa zurück und erzählt vom Bergdorf Fontana Fredda.
Der 40-jährige Mailänder Schriftsteller Fausto nimmt sich hier nach einer Trennung eine Auszeit und heuert bei der Gasthausbesitzerin Babette als Koch an. Auf der Suche nach ihrem Weg ist auch die junge Lebenskünstlerin Silvia, die bei Babette als Kellnerin arbeitet. Zwischen Fausto und Silvia entspinnt sich eine zarte Liebesgeschichte, die Cognetti in poetischen Worten beschreibt. Die erste Liebesnacht im eiskalten Zimmer erinnert Fausto an den Duft des Januars: «Ja wonach schmeckte der Januar? Nach Ofenrauch. Nach verdorrten und gefrorenen Wiesen, die auf den Schnee warten. Nach dem nackten Körper einer jungen Frau nach langer Einsamkeit. Er schmeckte nach einem Wunder.»
Die Naturverbundenheit scheint durch
Die Wege der beiden Liebenden trennen sich vorerst zwar wieder – Fausto muss in Mailand noch einiges regeln, und Silvia probt auf der Quintino-Sella-Hütte auf 3585 Metern über Meer das einfache Arbeitsleben am Rand eines Gletschers. Aber die Suche nach einem Ort, der zur inneren Heimat wird, führt sie erneut zusammen …
Paolo Cognetti erzählt in seinem Roman von der Liebe genauso wie von der Kraft der Berge, die stoisch den menschlichen Wünschen trotzen, Menschenleben und Schicksale überdauern. Er erzählt von den wortkargen, hart arbeitenden Berglern, wie etwa dem Schneeraupenfahrer und Holzfäller Santorso, der nach einem Unfall seine Hände fast nicht mehr benutzen kann. Vom Wolf, der sich sein Territorium langsam zurückerobert, von kämpfenden Birkhähnen, schmelzenden Gletschern und biegsamen Tannen. Die Naturverbundenheit der Bergbewohner und des Autors selbst scheint in jeder Zeile durch. In wechselnder Perspektive erzählt – in einem Kapitel gar aus der Sicht des Wolfs –, gelingt Paolo Cognetti so ein stiller und sinnlicher Roman. Ein Buch, das die Ruhe der Berge ausstrahlt.
Buch
Paolo Cognetti
Das Glück des Wolfes
Aus dem Italienischen von Christiane Burkhardt
208 Seiten
(Penguin 2021)