Über Glauben lässt sich trefflich streiten. «Die schlanke Klinge durchbohrte ihn, die Spitze trat aus dem Rücken hervor.» So trugen die Franzosen zu Beginn des 16. Jahrhunderts in Nordfrankreich ihre unterschiedlichen Auffassungen über das Christentum aus. In diesem Fall provozierte ein Spitzel der katholischen Obrigkeit die Hugenotten zu einem Scharmützel, das für viele tödlich ausging.
So geht das zu und her in Ken Folletts historischen Romanen. Mit dem flüssig geschriebenen Schmöker «Das Fundament der Ewigkeit» ist soeben der dritte Roman in seiner «Kingsbridge»-Reihe herausgekommen.
Aufwendig recherchierter Hintergrund
Die Handlung erstreckt sich über mehr als 1000 Seiten von 1558 bis 1620 und deckt die Religionskriege in England und in Westeuropa ab, Hugenotten und spanische Inquisition inklusive. Im Mittelpunkt des Geschehens steht die den Follett-Lesern bekannte Kleinstadt «Kingsbridge», die allerdings nicht dem gleichnamigen Ort an der englischen Südküste nachempfunden ist, sondern der Stadt Salisbury mit ihrer dominanten Kathedrale.
Die historische Episode umfasst die Herrschaft der katholischen Maria I. in England. Den Tod von Henrich II. in Frankreich und die Thronfolge von Maria Stuart in Schottland, als Elisabeth I. die Nachfolge der verstorbenen Maria übernahm. Das alles tönt reichlich kompliziert und ist es auch.
Die protestantische Elisabeth I. sah sich von zahlreichen Intrigen verfolgt, sodass sie unter der Leitung ihres Vertrauten Walsingham ein ausgeklügeltes Spionagenetz über ganz Europa spannen liess. Follett durchzieht diese politische Entwicklung mit schier unzähligen Nebengeschichten, mit denen er den Leser geschickt durch das Dickicht der historischen Ereignisse steuert.
So versteht es der Mann seit Jahren, mit Romanen seine Leserschaft an sich, beziehungsweise an seine Bücher zu binden. Stets nach dem gleichem Muster: aufwendig recherchierter historischer Hintergrund sowie menschliche Dramen mit Sex und Gewalt angereichert. Das alles erzählt er in einer schnellen, einfach lesbaren Form.
160 Millionen verkaufte Bücher
Ken Follett reiht sich mit seinen Büchern zu denjenigen englischen Schriftstellern, die auf die gleiche Masche setzen wie etwa David Gilman, Conn Iggulden oder Bernard Cornwell. Sie erreichen allesamt horrende Auflagen. Keiner kann allerdings auf ein derart treues und zahlreiches Stammpublikum wie Ken Follett zählen; er verkaufte bis anhin 160 Millionen Bücher.
Das liegt an seinen packenden Romanen, aber nicht nur. Denn der Mann inszeniert sich in der Öffentlichkeit mit Erfolg als philosophischer Denker. «Mich hat schon immer der Gedanke fasziniert, wie der normale Durchschnittsbürger historische Entwicklungen erlebt. Denn letztlich bestimmen diese Menschen den Lauf der Welt», sagt Follett in einer Verlagsbroschüre zu seinem neuen Buch. Diese Erkenntnis gilt für ihn bis heute: Follett sieht seine Romane als Anleitungen, die «moderne Gesellschaft besser zu verstehen».Wer also eines Tages eine Klinge im Bauch hat, weiss, dass das schon immer zum Leben gehörte.
Buch
Ken Follett
Das Fundament der Ewigkeit
1168 Seiten
(Lübbe 2017).