Der 15-jährige Waisenjunge John Trenchard ist in einem unterirdischen Schmugglerversteck gefangen: «So entzündete ich meine Kerze und kletterte über den Sarg …» Der Jugendliche ist auf der Suche nach einem verschwundenen Diamanten hineingeraten und erkundet sein Gefängnis mit einer Mischung aus Neugier und Furcht.

Das ist eine der Schlüsselszenen im neu herausgekommenen Roman des englischen Schriftstellers J. Meade Falkner (1858–1932), der eigentlich gar keiner war. Er arbeitete nach seinem Geschichtsstudium als Historiker, Waffenfabrikant und Bibliothekar. Nebenbei gab er drei Romane heraus, darunter «Moonfleet», eine wilde Abenteuergeschichte, die der deutsche Regisseur Fritz Lang 1955 verfilmte.

Trenchard findet den Diamanten tatsächlich im Schmugglernest Moonfleet am Ärmelkanal. Er verhökert den Edelstein mit einem Kumpel in Amsterdam; sie werden dabei übers Ohr gehauen. Der Versuch, den Stein zurückzugewinnen, scheitert, und sie kommen ins Gefängnis. Hier könnte die Geschichte enden, tut sie aber nicht. Wie bei jedem anständigen spätviktorianischen Roman hat das Schicksal ein Einsehen mit den Helden, ein Happy End ist garantiert. 

Falkner hat einen unterhaltsamen Roman geschrieben. Ein Leseerlebnis für all jene, die düstere Kerle, eine raue See und etwas Spuk nicht fürchten.    

J. Meade Falkner 
«Moonfleet» 
Erstmals auf Deutsch erschienen: 1953 
Neue Übersetzung: Michael Kleeberg 
(Liebeskind 2016).