Roman: Dracula erwacht
Um der blühenden Korruption und Vetternwirtschaft im modernen Rumänien literarisch zu begegnen, beschwört Dana Grigorcea in ihrem neuen Roman den Grafen Dracula herauf.
Inhalt
Kulturtipp 06/2021
Letzte Aktualisierung:
10.03.2021
Frank von Niederhäusern
Er machte kurzen Prozess. Wer seinen edlen Idealen von Freiheit und Gerechtigkeit zuwiderhandelte, landete aufgespiesst auf einem Pfahl. Fürst Vlad III., bekannt als Dracula, geistert durch die rumänischen Karpaten bis in die Gegenwart. Eindrücklich zu erleben ist dies im Roman «Die nicht sterben» der Zürcher Autorin Dana Grigorcea, die Geschichte und Legenden ihrer alten Heimat mit der postkommunistischen Gegenwart verknüpft.
Er machte kurzen Prozess. Wer seinen edlen Idealen von Freiheit und Gerechtigkeit zuwiderhandelte, landete aufgespiesst auf einem Pfahl. Fürst Vlad III., bekannt als Dracula, geistert durch die rumänischen Karpaten bis in die Gegenwart. Eindrücklich zu erleben ist dies im Roman «Die nicht sterben» der Zürcher Autorin Dana Grigorcea, die Geschichte und Legenden ihrer alten Heimat mit der postkommunistischen Gegenwart verknüpft.
«Die Unruhe der starren Dinge»
Als in der Familiengruft der Ich-Erzählerin im Karpatenort B. das Grab des Fürsten Vlad entdeckt wird, gerät das Dorfleben aus dem Lot. Alt-Bürgermeister und Lokal-Tycoon Sabin plant einen Dracula-Erlebnispark, indes die Alten den Fürsten selbst herbeisehnen, der solch unseligen Machenschaften den Riegel vorschieben soll. Mittendrin bewegt sich die Ich-Erzählerin, eine junge Malerin, die ihre Grosstante Margot besucht. Diese sagt entschieden: «Wir dürfen diesen Ort nicht aufgeben», und wünscht sich die ganz alten Zeiten vor der Ceausescu-Ära zurück.
Mehr sei nicht verraten, denn was als harmlose, plauderhaft erzählte Familiengeschichte beginnt, nimmt dramatische Wendungen. Nur noch dies: Dracula erwacht. Grigorcea, die gerne literarisch raffiniert die Realitäten verschwimmen lässt, fühlt dem Rumänien von einst und heute einmal mehr den soziopolitischen Puls. Effektvoll, aber nicht gar so gelungen wie in ihrem fantastischen Erstling «Baba Rada» evoziert sie im neuen Roman «die Unruhe der starren Dinge», wie sie an einer Stelle schreibt. Ihre Geschichte erzählt sie in farbenprächtigen Tableaus, die auch ins Grauslige ausfransen.
Buch
Dana Grigorcea
Die nicht sterben
264 Seiten
(Penguin Verlag 2021)
Online-Lesungen und -Gespräche
Do, 11.3., 19.30
www.literaturhaus-koeln.de
Mi, 24.3., 18.00
www.literaturhausmattersburg.at
Weitere Lesungen:
www.grigorcea.ch