«Ein Drink ist zu viel und hundert genügen nicht.» In diesem prekären Stadium verbringt ein Schriftsteller fünf Tage in East Side Manhattan Mitte der 30er. Der US-Amerikaner Charles Jackson beschrieb dessen Situa­tion in seinem Roman «Das verlorene Wochenende». «Eine Flasche würde fürs Erste genügen», denkt sich der Süffel-Protagonist Don Birnam in einem Laden, «er würde später ohnehin noch einmal rauskommen» – um eine neue Bottle zu kaufen, versteht sich. Mit der Logik eines bekennenden Alkoholikers bringt sich der Held Birnam durchs Leben, fast immer am Rand des Wahnsinns, unterbrochen von hellen Momenten der Selbsterkenntnis. Die alkoholische Eskapade hat er bewusst gesucht: Er hatte sich erfolgreich fünf Tage «Freiheit» von seinem Bruder und seiner fürsorglichen Freundin verschafft, um Ruhe zu haben. Denn der wahre Trinker gibt sich am liebsten allein dem Rausch hin.

Der Schriftsteller und Radioautor Charles Jackson (1903– 1968) erzielte mit diesem Roman 1944 grossen Ruhm und wurde in der Verfilmung von Billy Wilder weltbekannt. Der Leser spürt auf jeder Seite, hier schreibt ein Alkoholiker, der seine Berufung als Lebenszweck versteht. Aber er erlebt auch einen grandiosen Absturz, der zu einer kurzzeitigen Besinnung führt. 

Charles Jackson 
«Das verlorene Wochenende»
348 Seiten
Deutsche Erstausgabe: 1945
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