In was für einer Gegenwart werden wir uns mit allen unseren Smartphones, Smartwatches und Fitnesstrackern in 20 Jahren wiederfinden? Der Basler Autor und Informatiker Michael Düblin entwickelt im Roman «Analog» ein Experimentierfeld zur Beantwortung dieser Frage. Bernard, Angestellter einer Software-Firma, wird auf eine Geschäftsreise geschickt. Aber eigentlich ist sein US-Roadtrip eine Suche nach Nelly, seiner grossen Liebe, die er aus dem Internet-Chat kennt. Zum Glück hat er sein Elcomm immer dabei – ein unheimlich praktisches Kommunikationsgerät.

«Ich habe das Elcomm schon wieder in der Hand, alle paar Minuten starre ich auf die Nachrichten, die über den Bildschirm rauschen», berichtet Bernard. So weit, so 2019. Unheimlich wird es bei Sätzen wie: «Wenn das Elcomm mich über meine eigenen Vorlieben aufklärt, überrascht es mich zwar nicht so sehr, denn ich lebe ja nicht vollkommen neben mir.» Ja, aber ist es nicht umso beunruhigender, wenn das Elcomm weiss, dass Bernard nicht völlig neben sich lebt? Und was ist davon zu halten, wenn dieser Kasten ihn vor dem unliebsamen Wiedersehen mit einem Plagegeist aus dem Kindergarten bewahrt? Wo er doch keiner Menschenseele je von dieser Episode erzählt hat? Wo sind die Grenzen zwischen Elcomm und Bernard? «In dem Moment leuchtet das Display meines Elcomms auf. Ich atme tief durch, ein Glücksgefühl flutet mein Hirn.» 

Könnten wir das sein? «Analog» ist ein fesselndes Buch, das solche Fragen aufwirft und es offenlässt, ob das nun schon Dystopie ist oder immer noch Gegenwarts-Kritik. 

Buch
Michael Düblin
Analog
167 Seiten
(Zytglogge 2019)