Roman: Abenteurerin auf hoher See
Eine Kapitänin berichtet von ihren Reisen und ihrer Selbstbehauptung. Die Neuausgabe des Romans «Ismé» von Cilette Ofaire ist eine Trouvaille.
Inhalt
Kulturtipp 05/2021
Letzte Aktualisierung:
03.03.2021
Manfred Papst
Es ist höchste Zeit, dass die Neuenburger Malerin und Autorin Cilette Ofaire (1891–1964) wieder entdeckt wird. Denn in ihr verbanden sich Abenteuerlust, Rebellion gegen die helvetischen Konventionen ihrer Zeit und weibliche Selbstbehauptung in einem männlich dominierten Umfeld. Das zeigt sich exemplarisch in ihrem 1940 erstmals erschienenen, biografisch grundierten Roman «Ismé». Dieser erzählt von einer Reise auf dem Atlantik und im Mittelmeer...
Es ist höchste Zeit, dass die Neuenburger Malerin und Autorin Cilette Ofaire (1891–1964) wieder entdeckt wird. Denn in ihr verbanden sich Abenteuerlust, Rebellion gegen die helvetischen Konventionen ihrer Zeit und weibliche Selbstbehauptung in einem männlich dominierten Umfeld. Das zeigt sich exemplarisch in ihrem 1940 erstmals erschienenen, biografisch grundierten Roman «Ismé». Dieser erzählt von einer Reise auf dem Atlantik und im Mittelmeer, die eine junge Frau in Begleitung von zwei Matrosen mit dem 29 Tonnen schweren Dampfboot «Ismé» unternimmt. Von 1933 an ist sie drei Jahre lang zwischen La Rochelle und Ibiza unterwegs. Ihr Ziel ist es, aus der Krise herauszufinden, in die sie nach der gescheiterten Ehe mit dem Maler Charles Hofer geraten ist. In der Realität endete die Reise 1936 durch ein Bombardement des Schiffs im Spanischen Bürgerkrieg. Im Roman kann jedoch – ein Symbol der Hoffnung! – das Schiff wieder flottgemacht werden.
Zeichnungen erinnern an Werke von Adolf Wölfli
Die Neuedition dieses lebensprallen Romans wird in Charles Linsmayers bereits legendärer «Reprinted»-Reihe durch einen biografischen Essay des Zürcher Herausgebers ergänzt sowie um das auch optisch faszinierende, aus hieroglyphischen Zeichnungen bestehende Bordjournal. Dieses erinnert bisweilen an Blätter von Künstlern wie Adolf Wölfli. «Ismé» ist eine wahre Trouvaille aus dem Werk einer Schriftstellerin, die sieben Romane verfasste, nachdem ein Augenleiden ihr das Malen verunmöglichte. Einst wurde sie viel gelesen, aber noch zu Lebzeiten geriet sie sehr zu Unrecht in Vergessenheit.
Buch
Cilette Ofaire
Ismé
Hg. Charles Linsmayer
576 Seiten
(Th. Gut 2020)