Roger Graf - «Vielleicht gibt es ja ein Krimi-Gen»
Roger Graf hat sich mit der DRS-3-Hörspielserie rund um Philip Maloney einen Namen gemacht. Der Zürcher schreibt aber auch ernsthafte Kriminalromane. Kürzlich ist «Die rechte Hand» erschienen.
Inhalt
Kulturtipp 24/2012
Renata Schmid
kulturtipp:«Die Frau am Fenster», «Der Mann am Gartenzaun» und jetzt «Die rechte Hand», drei Kriminalromane. Satteln Sie von Maloney auf den Ermittler Damian Stauffer um?
Roger Graf: Philip Maloney ist eine Hörspielserie, eine Mischung aus Krimi und Sitcom. Stauffer ist der Ermittler in einer Krimiserie mit ernsthaftem Grundton und mit komplexeren Geschichten und Figuren.
Ein bewusster Gegens...
kulturtipp:«Die Frau am Fenster», «Der Mann am Gartenzaun» und jetzt «Die rechte Hand», drei Kriminalromane. Satteln Sie von Maloney auf den Ermittler Damian Stauffer um?
Roger Graf: Philip Maloney ist eine Hörspielserie, eine Mischung aus Krimi und Sitcom. Stauffer ist der Ermittler in einer Krimiserie mit ernsthaftem Grundton und mit komplexeren Geschichten und Figuren.
Ein bewusster Gegensatz?
Geschichten und Figuren müssen zusammenpassen. Die Figuren von Damian Stauffer und seinem Team entwickelten sich, während ich die Idee ausarbeitete, die zum Buch «Die Frau am Fenster» führte.
Was schätzen Sie an Maloney, was an Stauffer?
Ich habe keine persönliche Beziehung zu meinen Figuren, nur eine professionelle. Ich entwickle sie und begleite sie. Manchmal verblüffen sie mich, aber meist tun sie, was ich von ihnen erwarte.
Stauffer gehört zur Zürcher Kriminalpolizei. Hatten Sie schon Einblick in die Ermittlungsarbeit der Polizei?
Meine Romane sind reine Fantasieprodukte, deshalb lege ich auch keinen Wert darauf, dass die Polizisten gleich ermitteln wie Zürichs reale Polizisten.
Sie könnten auch Krimis schreiben, die ohne Protagonisten funktionieren. Was lieben Sie an fest gesetzten Hauptfiguren?
Sie sind Identifikationsfiguren, und sie verleihen einer Serie
ein Gesicht. Zudem besteht die Möglichkeit, Figuren über einen längeren Zeitraum und mehrere Bücher zu entwickeln.
Was ist der Reiz, grössere Kriminalfälle zu bearbeiten?
Ich bearbeite keine realen Kriminalfälle. Der Reiz besteht darin, eine fiktive Geschichte mit fiktiven Figuren so zu schreiben, dass der Roman authentisch wirkt. Dazu gehören ein Spannungsbogen und viele kleine Geschichten innerhalb der eigentlichen Kriminalhandlung.
Und warum Krimis und nicht ein anderes Genre?
Weil ich es kann … Ernsthaft, ich habe immer gerne Krimis gelesen und im Fernsehen Krimis angeschaut. Das habe ich irgendwie im Blut. Vielleicht gibt es ein Krimi-Gen, genauso wie es ein Theater-Gen gibt.
Sind weitere Romane mit dem Team um Stauffer geplant?
Ich arbeite am vierten Buch.
Sie haben einen grossen Output. Wie arbeiten Sie?
Ideen hat man, oder man hat sie nicht. Wenn man keine hat, muss man danach suchen. Das ist zeitaufwendig. Ich habe Ideen, deshalb bleibt mir mehr Zeit, sie umzusetzen, und dazwischen gar nichts zu tun.
Kämpfen Sie nie mit Schreibblockaden oder Ideenlosigkeit?
Doch, das ist normal und gehört zum Beruf.
Ihre eigene Biografie bewegt: Kindheit ohne Vater, dafür mit Vormund, eine Lehre als Sportartikelverkäufer, ohne Freude am Sport, bis zur Tätigkeit als Filmkritiker, die Ihnen beinahe die Lust am Schreiben nahm. Seit über 20 Jahren leben Sie nun als Autor. Zufrieden?
Ich glaube nicht, dass es je mein Lebensziel war, irgendwo anzukommen. Dazu bin ich viel zu neugierig und manchmal rastlos, wenn auch eher geistig als körperlich. Es ist schön, etwas erreicht zu haben. Aber es ist nicht mein Ding, darauf auszuruhen.
Trotzdem: Sie haben Maloney geschaffen, der Kult ist und gefeiert wird. Sie selbst sind da eher zurückhaltend. Aber Sie freuen sich?
Ich muss mich ja nicht öffentlich freuen. Als Schriftsteller sitzt du lange am Computer und schreibst. Oder du sitzt herum und denkst nach. Das sind keine öffentlichen Tätigkeiten. Der Jahrmarkt darum herum ist zwar gut fürs Geschäft, aber ich muss ja nicht mittendrin stehen.
Roger Graf
Roger Graf wurde 1958 in Zürich geboren, wo er lebt. Bereits in jungen Jahren schrieb er Gedichte und Kurzgeschichten und arbeitete als Filmkritiker, bevor er bei Radio DRS Tritt fassen konnte. Die Hörspielserie mit über 300 «haarsträubenden Fällen des Philip Maloney» (jew. So, 11.15 DRS 3) ist mittlerweile Kult. Mit «Die rechte Hand» ist sein dritter Kriminalroman mit Ermittler Damian Stauffer und seinem Team erschienen: Darin gibt es eine abgehackte Hand, seltsame Drohbriefe (aus rechten Kreisen?) und ein paar Psychopathen.
Infos: www.rogergraf.ch
[Buch]
Roger Graf
«Die rechte Hand»
378 Seiten
(Pendragon 2012).
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