«Das Leben ist voller Höhen und Tiefen … Ich spaziere nur so durchs Leben und schaue, was passiert.» Mark Oliver Everett (50), Kopf der Band Eels, schreibt diese Zeilen zu Beginn seiner Autobiografie.
Everett schreibt lakonisch von den Schicksalsschlägen, die ihm widerfahren sind. Er verzichtet auf Weinerlichkeit und versteht es, seinen Schmerz mit zartem Galgenhumor abzufedern. Eine Ehe hat er hinter sich, aber keine Kinder. Trotzdem heisst die Autobiografie im Original «Things The Grandchildren Should Know» (Was die Enkel wissen sollten). Die deutsche Ausgabe trägt den etwas reisserischen Titel «Glückstage in der Hölle». Der Untertitel bringt es aber auf den Punkt: «Wie die Musik mein Leben rettete». Denn ohne Musik hätte er wohl nicht überlebt. Die Schrecknisse seines Lebens konnte Everett in Songs verarbeiten.
Die unglaubliche Tragik in seinem persönlichen Umfeld, vor allem in seiner dysfunktionalen Familie: Mark Oliver findet als 19-Jähriger seinen depressiven, alkoholabhängigen Vater, einen berühmten Quantenphysiker, tot in dessen Bett. Die Mutter stirbt an Krebs. Die ältere Schwester, Marks grösster Fan, schizoid und drogensüchtig, bringt sich um. Dann der 11. September 2001: Everetts Cousine schickt ihm eine Postkarte mit den Zeilen «Ist das Leben nicht schön?», bevor sie mit ihrem Mann ihren Dienst als Stewardess antritt – in jenem Flugzeug, das ins Pentagon stürzt, dort, wo einst sein Vater arbeitete. Ob auch dessen ehemaliges Büro getroffen wurde? Everett stellt die Frage in seinem Buch.
Schaffensrausch
Everett rettet sich in Produktivität. Er schreibt sich den Schmerz vom Leib, stürzt sich in einen Schaffensrausch, der innerhalb von nur 15 Monaten drei Albumveröffentlichungen hervorbringt. Sein Leben kannte und kennt auch den Erfolg. Everett hatte früh einen Plattenvertrag. Das erste Eels-Album «Beautiful Freak» (1996) kam bei Spielbergs Firma Dreamworks heraus und verkaufte sich über eine Million Mal. Etliche seiner Songs sind in populären Filmen zu hören, etwa in «Shrek», «American Beauty» und «Herr Lehmann».
«Es ist ein schrecklich einsames Gefühl, keine Familie zu haben.» Am Ende des Buches ist Everett allein. Nicht ganz, einen Freund hat er. Es ist sein Hund Bobby junior. Und auch das Publikum hält zu ihm.
Buch
Mark Oliver Everett
«Glückstage in der Hölle»
217 Seiten
(Kiepenheuer & Witsch 2012).
CD
Eels
Wonderful, Glorious
(Rough Trade/Pias 2013).
Konzert
Eels
Do, 29.8., 18.00
Zürich Openair
(29.8.–1.9., www.zurichopenair.ch)