Rita Marcotulli Auf der hellen Seite des Mondes
Die Römer Jazzpianistin Rita Marcotulli stellt an den Stanser Musiktagen und am Jazzfestival Basel ihr ungewöhnliches Pink-Floyd-Projekt vor.
Inhalt
Kulturtipp 09/2011
Ruedi Ankli
Rita Marcotullis Musik ist trotz dem Titel des Albums «The Light Side Of The Moon» von 2006 alles andere als leicht. Sie entwirft wunderschöne Melodien, die sie mit ebenso viel Hartnäckigkeit verfolgt wie virtuos unterminiert. Vielleicht ist es der Einfluss eines alten Freundes der Familie Marcotulli, Ennio Morricone, der in ihrem Stil mitschwingt. Rita Marcotullis Ausbildung ist klassisch, aber wie die meisten ihrer Generation wuchs auch sie mit Popmusik auf, unter ande...
Rita Marcotullis Musik ist trotz dem Titel des Albums «The Light Side Of The Moon» von 2006 alles andere als leicht. Sie entwirft wunderschöne Melodien, die sie mit ebenso viel Hartnäckigkeit verfolgt wie virtuos unterminiert. Vielleicht ist es der Einfluss eines alten Freundes der Familie Marcotulli, Ennio Morricone, der in ihrem Stil mitschwingt. Rita Marcotullis Ausbildung ist klassisch, aber wie die meisten ihrer Generation wuchs auch sie mit Popmusik auf, unter anderem mit jener von Pink Floyd.
Eine Liebeserklärung
Die Pianistin liebt es, in der ländlichen Abgeschiedenheit der Toskana Kompositionen über «Wellen und Wind» («Waves and Wind») zu kreieren oder Dialoge mit dem Mond («Conversazioni Con La Luna») zu führen. Dabei ist sie keine «Heimchenromantikerin», sondern geht auf die Romantik im ursprünglichen Sinne zurück und füllt ihre künstlerische Auseinandersetzung mit Emotionen. «The Light Side Of The Moon» wirkt wie eine Liebeserklärung an sinnliche Musikerfahrung. Wer kennt ihn nicht, den Song «Us And Them» aus dem Album «Dark Side Of The Moon», das Pink Floyd 1973 globalen Erfolg brachte. Gespielt von Rita Marcotulli, solo am Piano, erlebt der Song eine Neugeburt. Eine besondere Herausforderung bildet für Marcotulli das Zerdehnen oder längere Anhalten der Töne, das auf dem Klavier so schwierig zu erreichen ist.
Eine Freundin hatte den an das Pink-Floyd-Album angelehnten Titel des Soloalbums suggeriert. Sie fand, dass die Songs von Pink Floyd lichtvoller wirkten, wenn sie von Rita Marcotulli gespielt wurden. Bald schon bot sich der Römerin eine Möglichkeit, das introvertierte Spiel im Solo oder Duo zu erweitern – wie 2007 mit ihrem langjährigen Musikpartner, dem Saxofonisten Andy Sheppard auf «On The Edge Of A Perfect Moment». 2008 bot ihr die «Casa del Jazz» in Rom die Möglichkeit zu einer Live-Aufnahme mit Band.
Zwei Seelen
Damit lebte die andere Seele auf, die in Marcotullis Brust schlägt, jene der Arrangeurin von Kompositionen in einer Big Band – etwa auf dem Album «Koiné» von 2002, wo sie mit über einem Dutzend Musiker aus aller Welt Worldmusic kreierte. Auch die Band, mit der sie das Live-Album in Rom einspielte, glich eher einem Worldmusic-Projekt als einer Jazz-Bigband. Sie funktionierte hervorragend, nicht nur bei den Interpretationen von Kompositionen des Pink-Floyd-Bassisten Roger Waters, sondern auch beim faszinierenden Auftakt mit «Astronomy Domine»; eine Hommage an Syd Barrett, der in den 60er-Jahren die Geschicke der Band lenkte, als sie noch ein Geheimtipp war.
Für ihre Auftritte in der Schweiz bringt Marcotulli neben Andy Sheppard (Sax), Mathew Garrison (Bass), Michele Rabbia (Perkussion) und dem neapolitanischen Sänger Raiz aus dem Live-Projekt von 2008 neu Marc Mondesir (Drums) und Pasquale Minieri (Sound) mit.
[CD]
The Light Side
Of The Moon
(Le Chant Du Monde 2009).
Rita Marcotulli/
Andy Sheppard
On The Edge
Of A Perfect Moment
(Le Chant Du Monde 2009).
[/CD]