kulturtipp: Frau Sager, Sängerin, Stadtführerin, Radiomoderatorin … Sie sind offenbar ein sehr vielseitiger und «sendungsbewusster» Mensch.
Regi Sager: Ja, «sendungsbewusst» mit einem Augenzwinkern. Ich erzähle gerne Geschichten, rede noch lieber mit Menschen und brauche die Abwechslung. Der Spass würde für mich schnell aufhören, wenn ich mich nur noch mit einer einzigen Tätigkeit beschäftigen dürfte. Meine verschiedenen Engagements befruchten sich gegenseitig.
Ab Ende Jahr werden Sie gemeinsam mit Mike La Marr die zweistündige SRF-1-Sendung «Country Special» übernehmen. Americana, Bluegrass, Folk oder Country Rock: Was verbindet Sie mit dieser Art von Musik?
Auch bei der Musik bin ich vielseitig und habe einen stilistisch breit gefächerten Geschmack. Ich schätze gute, mit Herzblut gemachte Musik unabhängig vom Stil und habe selber vieles ausprobiert. Ich sang zuerst klassisch, dann Folk, später Rock und Pop – zwischenzeitlich auch Country. Heute singe ich mehrheitlich Swing und Pop.
Haben Sie sich für den Job beworben?
Nein, aber es freut mich, dass ich angefragt wurde. Es lag vielleicht auf der Hand, da ich die Country-Sendung, die wir früher im Programm hatten («On The Road Again»), auch meistens moderierte. Ich betrete also kein Neuland. Ausserdem stellen die Musikredaktoren die Sendung zusammen und beliefern uns Moderatoren mit Hintergrundwissen.
Während Schlager und Volksmusik bei Jüngeren an Popularität gewinnen, fristet reine Country-Musik in Radio und TV ein Nischendasein. Im Gegensatz zu Pop, Disco oder R & B wird die Musikrichtung allgemein als eher verstaubt und hausbacken wahrgenommen. Wie erklären Sie sich das?
Es ist ein Fehler, die Country-Musik generell als verstaubt anzusehen. Klar prägen Traditionalisten die Szene zu einem grossen Teil. Aber daneben gibt es viele moderne Musiker und Musikerinnen, die neuen Schwung in die Szene bringen und Einflüsse aus Pop, Rock, Blues, Soul, R & B in ihre Musik mischen, so zum Beispiel Keith Urban, Blake Shelton und Carrie Underwood oder auch die Supergruppe Lady Antebellum. Und ich gebe zu, vor allem diese faszinieren mich.
Aber eine zweistündige Radiosendung pro Woche klingt nicht nach einer gewaltigen Nachfrage?
Immerhin! Als einzige musikalische Spezialsendung auf SRF 1 hat ausgerechnet der «Country Special» überlebt. Es gab früher auch noch einen Rock-, einen Pop- und einen Filmmusik-Special. Abgesehen davon ist Country ein wichtiger Bestandteil unseres Tagesprogramms. Wir senden auf SRF 1 viele Country-Titel über den Tag
verteilt. Darunter moderne Country-Musik wie Shania Twain oder Dixie Chicks, aber auch Titel von Johnny Cash, Dolly Parton, Billy Ray Cyrus, Marc Chestnut oder Schweizer Country Musikern wie zum Beispiel Marco Gottardi.
Werden wir Sie jetzt auch öfters als Country-Sängerin auf der Bühne erleben dürfen?
Ich half vor vielen Jahren für etwa ein Jahr in der Band eines US-amerikanischen Country-Musikers aus, der in der Schweiz lebte und auftrat. Weitere «Country-Eskapaden» sind aber nicht geplant.
Geht Ihr nächster Urlaub nach Nashville?
Nein, Nashville ist nicht geplant. New York liegt mir in jeder Beziehung näher.
Regi Sager
Die 58-jährige Pfarrerstochter wuchs in Baden im Kanton Aarau auf. Sie sang bereits im Kindesalter im Kirchenchor, später in verschiedenen Rockbands. Heute tritt sie mit ihrer Band «Regi Sager and Special Edition» und als Gastsängerin in verschiedenen Jazz-Formationen auf. Sager studierte Anglistik und Germanistik. Sie arbeitete als Englischlehrerin, für eine Presse-Agentur sowie für verschiedene lokale Radio- und TV-Sender. Seit 1996 ist sie Moderatorin bei Radio SRF 1, ausserdem arbeitete sie als Stadtführerin bei Zürich Tourismus. 2015 erschien ihr erstes Buch «Zürcher Liebesgeschichten – Ein Stadtführer der besonderen Art». Regi Sager ist ledig und wohnt seit über 30 Jahren in Zürich. Ihren ersten «Country Special» wird sie am Sonntag, 25. Dezember, um 20.03 Uhr auf SRF 1 moderieren.
Mike La Marr
Der 54-jährige Mike La Marr wird als zweiter Moderator neben Regi Sager durch die Sendung «Country Special» führen. La Marr ist seit 15 Jahren bei Radio SRF 1. Zuvor arbeitete er bei Radio Zürisee; er ist durch seinen Vater in das Musikgenre hineingewachsen, ein US-amerikanischer Südstaatler. Dieser kam mit der Crew des Musicals «Porgy & Bess» nach Europa, wo er in der Schweiz La Marrs Mutter kennenlernte. Der Vater sang hier später professionell Gospels und Spirituals. Auch La Marr gab seinen Einstand bei einer Band als Sänger. Er ist sich bewusst, dass ihn und Regi Sager eine anspruchvolle Aufgabe erwartet. Die beiden Vorgänger Gery Stocker und Christoph Schwegler prägten die Sendung während Jahrzehnten. «Sie haben sich in dieser Zeit ein enormes Fachwissen angeeignet», sagt La Marr.
«Country Special»
Seit 1977 gibt es im Schweizer Radio regelmässige CountrySendungen. Aus der Sendung «Country und Western» ging im November 1983 der «Country Special» auf Radio DRS 3 hervor. Er wechselte 2009 auf Radio SRF 1.