Es reicht gerade noch für ein Mineralwasser im Zürcher Café Altstadt. Am Abend dann steht Ramona Fattini auf der nahegelegenen Bühne des Theaters am Hechtplatz. «Frau Holle» ist angesagt. «Allerdings als Night-Märchen», schmunzelt die Schauspielerin. «Wir durchsetzen das Märchen mit Pointen für Erwachsene.»
Für das Ensemble der Zürcher Märchenbühne eine besondere Herausforderung. Diese hätten schon ihre Vorgänger praktiziert, betont Fattini, die das Kindertheater im Sommer von Erich Vock und Hubert Spiess übernommen hat. «Deren Vorgängerin war Ines Torelli», schwärmt sie: «Alles meine grossen Vorbilder!»
Bühnenstart als Jasskarte im Musical
Kein Wunder, hat sie sich nur «kleine, feine» Neuerungen vorgenommen. «Ich will den Märchen treu bleiben und auch jener Art, wie die Märchenbühne diese seit 1961 umgesetzt hat: mit klaren Bühnenbildern und Kostümen. Gewisse Anpassungen liegen aber schon drin», sagt sie und weist auf die Herausforderung von rassistischen und sexistischen Stellen in den Märchentexten hin. Da müsse man eingreifen, wobei sie den stimmigen Mittelweg zu finden versucht.
Das Faszinierendste an Märchen ist für die gebürtige Winterthurerin deren Moral: «Ich mag es, wenn am Schluss das Gute siegt. ‹Frau Holle› etwa plädiert für gegenseitigen Respekt und damit einen Wert, der gerade heute wieder so wichtig ist.» Solche Gedanken waren der achtjährigen Ramona noch unwichtig, als sie beim Kindertanztheater Claudia Corti in Winterthur erstmals auf einer Bühne stand.
«Im Musical ‹Die Schöne und das Biest› spielte ich eine Jasskarte», grinst sie. «Aber ich war völlig geflasht vom Bühnenfeeling.» Nach einer Ausbildung zur Drogistin entschied sie sich deshalb für die Schauspielschule und kehrte auf die Bühne zurück. Sie spielte Dramen, Komödien, Musicals und in der SRF-Serie «Best Friends». «Irgendwann landete ich bei der Märchenbühne und werde hier wohl alt», lächelt Fattini.
Als Leiterin wartet viel Administratives auf sie, doch sie will weiterhin auch spielen. Ob dies wie heute auch auf anderen Bühnen möglich ist, werde sich weisen. Aktuell ist Fattini etwa in der «Kleinen Niederdorfoper» im Bernhard Theater zu sehen. «Mit dem neuen Job und meinem halbjährigen Sohn geht eben nicht mehr alles», sagt sie. Kino- und Theaterbesuche gelte es genauer zu planen, auch die Konzerte mit ihrem Mann, einem Profimusiker. Selbst das Lesen müsse warten bis in den Ferien bei der Nonna im geliebten Italien.
Vor dem Café ist es dunkel geworden. Höchste Zeit für Ramona Fattini, sich in die Pechmarie zu verwandeln. Also ab in die Maske! Die grossen Kinder warten schon.
Frau Holle
Bis So, 30.3.
Theater am Hechtplatz Zürich
Die kleine Niederdorfoper
Bis So, 9.2.
Bernhard Theater Zürich