Frau Gysi, was haben Sie gegen «Parlando»?
Barbara Gysi: Gar nichts, warum?
Weil Sie die Sendung aus dem Programm kippen.
Das ist nur ein Teil der Wahrheit, die Musikthemen kommen neu in «Kontext» und «Passage», so erreichen wir ein grösseres Publikum.
Und die andern Themen?
Etwa die Hälfte der heutigen «Parlando»-Themen sind ab Juli bei «Kontext» und «Passage» zu hören. Die anderen Themen fallen weg. Wir haben eine Sparvorgabe, wollen aber keine Sendung ersatzlos streichen – ein Kompromiss also.
Man rettet, was zu retten ist.
Es ist eine sinnvolle Programmentwicklung, weil die Musikthemen so in den zuhörerstarken Sendungen «Kontext» und «Passage» noch mehr Aufmerksamkeit bekommen.
Auf gut Deutsch heisst das, Beiträge werden gestrichen. Ist das Ihr Opfer für die Sparübungen, welche die SRG allerorts durchführt – oder kommt bei Ihnen noch mehr?
Weitere Sparmassnahmen sind momentan nicht geplant. Ja, Beiträge werden gestrichen, aber wir streichen nicht nur. Die Programmänderungen haben unter anderem zum Ziel, die klassische Musik zu stärken. Das erreichen wir, indem wir die Klassikschiene am Nachmittag und am Wochenende ausbauen – das ist mir sehr wichtig.
Sie verschieben das Hörspiel vom Mittwochabend auf den späten Sonntagnachmittag. Warum?
Der Sonntagnachmittag ist ein hervorragender Hörspieltermin, das machen uns die deutschen Sender vor. Wir verlegen die Hörspiele nicht nur, sondern verlängern die Ausstrahlungszeit, sodass längere Produktionen Platz haben, allenfalls verbunden mit einem experimentellen Beitrag oder einer Lesung nach dem Hörspiel.
Ist es sinnvoll, wenn Sie die anderen Sender mit Hörspielen am Sonntagnachmittag imitieren?
Wir strahlen sie ja nicht zur genau gleichen Zeit aus. Aber wir glauben, dass dieser Termin um 17.00 sehr gut ankommen wird und den Hörgewohnheiten des Publikums entspricht.
Danach folgt das «Echo der Zeit» – ein bisschen viele Wortbeiträge aufs Mal.
Normalerweise wird es zwischen diesen Sendungen wie bis anhin ein kurzes Musikprogramm geben.
Sie können Ihre Sendungen ausstrahlen, wann Sie wollen. Die meisten Leute hören sie ohnehin am Computer, wenn sie gerade Zeit haben.
Das stimmt nicht ganz. Die meisten Hörer verfolgen unser Programm nach wie vor am Radio. Aber die Bedeutung von Podcasts und Audio-on-Demand nimmt zu. Also mehr Leute hören die Sendungen zu einem beliebigen Zeitpunkt auf dem Internet. Deshalb haben wir dieses Angebot weiter ausgebaut, seit 2015 stellen wir zum Beispiel auch Konzertübertragungen als Audio-on-Demand zur Verfügung.
Warum beschränken Sie die «Klangfenster» auf den Samstag und den Sonntag?
Unsere Markt- und Publikumsforschung sowie viele Hörerreaktionen haben gezeigt, dass die Nachmittage unter der Woche zu wenig einheitlich strukturiert sind und unterschiedliche Zielpublika ansprechen. Darum beschränken wir uns nun am Nachmittag unter der Woche auf ein leicht moderiertes Klassikprogramm.
Interview: Rolf Hürzeler
Die Neuerungen in Kürze
■ Der Nachmittag steht von Montag bis Freitag neu im Zeichen der klassischen Musik. Nach dem «Klassiktelefon» und «Concerto» folgt ein leichtes Klassikprogramm bis 16 Uhr.
■ Das «Klangfenster» wird nur noch samstags und neu sonntags ausgestrahlt. Nicht mehr unter der Woche.
■ Der Hörspieltermin vom Mittwochabend wird neu auf den frühen Sonntagabend verlegt.
Die Sendung dauert eine halbe Stunde länger.
■ «Jazz aktuell» und «Musik der Welt» werden neu zu «Jazz & World aktuell».
■ Der Musikanteil am Abend nach 22 Uhr wird erhöht.
Eine Tabelle mit den wichtigsten Programmveränderungen finden Sie im PDF dieses Artikels.