Die ersten Rundfunk-Sendungen überhaupt wurden Ende des 19. Jahrhunderts in England in Form von Konzert-Übertragungen ausgestrahlt. Gesprochene Worte klangen im Äther noch lange sehr kratzend und verzerrt, weshalb die frühe Radiogeschichte von Musik geprägt war. Bis heute hören wohl die meisten Menschen Radio, um sich musikalisch begleiten und unterhalten zu lassen. Bei den Kulturradios hat sich zudem eine Reihe von Sendungen auf die journalistische Besprechung und Kritik von Musik spezialisiert. Von Klassik bis Jazz, von Rock bis Worldmusic gibt es Angebote für Liebhaber jeglicher Genres. SRF 2 Kultur beispielsweise pflegt ein breites Angebot mit spezifischen Sen-dungen an allen Nachmittagen und Abenden der Woche. Einige davon fallen nun aber dem SRG-Sparprogramm zum Opfer. Nebenstehend finden sich die ersten Änderungen im Angebot von SRF 2 Kultur, die bereits am 6. April in Kraft getreten sind.
SRF 2 Kultur – Coupiertes Angebot
Die «kommentierte Musik» bildet einen Schwerpunkt im Programm von SRF 2 Kultur. Von Montag bis Sonntag thematisierte bis anhin eine ganze Reihe von Sendungen ab 20 Uhr verschiedene Aspekte. Weggespart werden nun aber die Sendungen «Fiori musicali», «Nachtflug», «Late Night Jazz» und «Late Nights Classics». Unverändert zu hören ist am Montag die «Diskothek», in der Experten jeweils mehrere Interpretationen eines Werks vergleichen. In der «Jazz Collection» am Dienstag werden um 21 Uhr Exponenten und Schlüsselwerke aus Jazz, Blues und Worldmusik vorgestellt. Der Mittwochabend gehört der Neuen und der elektronischen Musik mit den Sendungen «Musik unserer Zeit» und «Neue Musik im Konzert». «Im Konzertsaal» wartet am Donnerstagabend und neu am Samstagnachmittag mit aktuellen Aufnahmen aller Epochen auf. Der Fokus liegt dabei auf Schweizer Interpreten. Da SRF 2 Kultur neuerdings bereits um 22 Uhr auf die Nachtsendung von Radio Swiss Classic wechselt, wurde «CH-Musik» vom Donnerstag auf Samstag um 16 Uhr verschoben. Einzig «Late Night Jazz» bleibt am Freitag um 22 Uhr im Programm, am 23.4. etwa mit einer Konzertaufnahme des Pianisten Baptiste Trotignon.
RF 3 – Jenseits des Mainstreams
Die Sendung «Sounds!» gilt immer noch als Kompetenzzentrum für Pop und Rock bei SRF 3. Sie ist ein verlässliches und unverzichtbares Sendegefäss, was die Informationen zu aktuellen Tönen jenseits des Mainstreams angeht. «Sounds!» wird dem eigenen Anspruch gerecht, neue Musik zu präsentieren «in Sachen Indie, Alternative und Underground». Stets sind «Sounds!»-Sendungen für Ent-deckungen gut. Möglich ist dies montags bis freitags und am Sonntag von 22 Uhr bis Mitternacht. Vertraut sind die Stimmen der Moderatoren Matthias Erb, Andi Rohrer und Luca Bruno. Nicht zu vergessen die «Music Specials», die mit «Pop Routes» am Montag um 21 Uhr starten und von Dienstag bis Samstag ab 20 Uhr zu hören sind: «Reggae Special», «Rock Special», «World Music» und «Black Music Special». Schliesslich die jüngsten, elektronischen Sounds mit «CH Beats» am Samstag ab 22 Uhr. Man muss längst nicht mehr der Jugend angehören, um von der Qualität der «Sounds!»-Sendungen profitieren zu können. Schliesslich sind seit der Installation der Sendung 1978 auf DRS 3 und dem Wechsel auf SRF 3 einige Jahrzehnte vergangen. Der Sender und sein Publikum sind zwar älter geworden, aber dank «Sounds!» jung geblieben.
SWR 2 – Tägliche Morgenlektion
Musik in allen Facetten bietet die «Musikstunde» auf SWR 2. Seit 36 Jahren ist die Sendung ausser sonntags täglich von 09.05 bis 10.00 zu hören und bringt jeweils ein Thema zum Klingen. Da werden Instrumente wie Kontrabass und Fagott vorgestellt oder Ensembles mit ausgefallener Besetzung. Johannes Brahms’ Komponistenfreund Joseph Joachim wird aus der Versenkung geholt oder das Geheimnis der Dissonanz erkundet. Regelmässig gibts Musikrätsel oder Jazz across the Border. Die knapp einstündigen Sendungen sind nicht als Begleitprogramm gedacht, sondern erfordern interessiertes Zuhören.
BR-Klassik – Jazz und Worldmusik spätabends
Wenn eine neue CD von Saxer Klaus Doldinger erscheint, wenn Astor Piazzolla 100 würde oder BR im Münchner Funkhaus ein Konzert aufzeichnet, ist dies in der Sendung «Jazztime» auf BR-Klassik zu hören. Von Montag bis Freitag ab 23.05 Uhr gibts auch Rückblicke in die Jazzgeschichte: Was suchte Saxer Dexter Gordon damals in Paris? Und wieso spielte Drummer Paul Motian am Broadway? Natürlich fehlen auch Festivalberichte und Porträts nicht. Am Wochenende übernehmen zur selben Sendezeit die Kollegen von «Musik der Welt», sprechen mit Musikern, besuchen Konzerte und spüren neuen Trends nach.
BR 2 – Eine Stunde Vertiefung
Fussball-Promi und Musikfan Mehmet Scholl hat seine Kultsendung «Mehmets Schollplatten» just Anfang April nach zwölf Jahren leider beendet. Aber die BR-2-PopSendereihe «Nachtmix» hat weiterhin Gutes zu bieten, täglich beziehungsweise nächtlich von 23.05 Uhr bis Mitternacht. Das Gefäss bietet Platz für gut eine Stunde Vertiefung. Etwa mit dem «Artist der Woche» und mit pophistorischen Rückblicken («Playback»). Oder Topaktuelles mit «Die Musik von morgen», wo jeweils am Donnerstag die laut Redaktion «relevantesten Neuerscheinungen des folgenden Tages» vorgestellt und eingeordnet werden.
WDR 3 – Weltumspannend
«Improvisiertes zum Tagesausklang»: Das bieten die Sendungen «Jazz & World» im dritten Programm des Westdeutschen Rundfunks (WDR), von Montag bis Freitag jeweils zwischen 22.04 und Mitternacht. Es ist der Ort für Konzertübertragungen in voller Länge, für Porträts, Interviews und Schwerpunkt-Beiträge. Die Sendung berücksichtigt Aktuelles ebenso wie Historisches und mischt weltumspannend die Stile. Nicht zuletzt kann der Sender mit der WDR Big Band auf eine hauseigene Spitzenformation zurückgreifen. Eine anregende Fundgrube für Liebhaber des einen wie des anderen.
Ö 1 – Am Puls der Musik
Wie klingt die aktuelle Zeit? Dies fragt sich wochentags um 23 Uhr die Redaktion von «Zeit-Ton» auf Ö 1. Sie hört aktuellen musikalischen Entwicklungen und Tendenzen nach, besucht Konzertsäle und Kellerclubs, aber auch alle Arten von Musiktheatern und Festivals. Natürlich werden auch Akteure und Institutionen vorgestellt, die musikalische Abenteuer wagen und dabei klingendes Neuland erkunden. Am Sonntag gibts als Ergänzung um 22.10 Uhr «Zeit-Ton extended» mit tiefgehenden Features, Radioessays und Sonderbeiträgen. Am 19.4. etwa zur Geschichte des bedeutenden Medienpreises «Prix Italia».
Ö 1 – Aus allen Richtungen
Was alles Platz hat in der Sendereihe «Spielräume», formuliert Ö1 selber so: «Hörfenster für alles abseits der sogenannten klassischen Musik». Mit etwas Eigenlob darf Ö 1 behaupten, dass «sich die ‹Spielräume› zum viel besuchten und hoch geschätzten Hörort für Jazz, Blues, World, Pop oder traditionelle Musik entpuppt» haben. Das ergibt einen abwechslungsreichen Mix der musikalischen Genres, ganz so, wie es die Sendungsuntertitel versprechen: «Musik aus allen Richtungen». Gesendet wird Montag bis Freitag von 17.30 bis 17.55 Uhr. Die Werktagsausgaben können ergänzt werden durch «Spielräume Spezial».
DLF –Wer hört was?
Christian Drosten ist der aktuell meistgehörte Virologe Deutschlands. Doch mit welcher Musik entspannt sich der Institutsdirektor der Berliner Charité? Lang Lang ist einer der Toppianisten im aktuellen Klassik-Business. Wieso hat er eine Vorliebe für das 2. Klavierkonzert von Beethoven? Antworten darauf gibt die Sendung «Klassik–Pop–et cetera» samstags ab 10.05 Uhr auf Deutschlandfunk. Eine Stunde lang präsentieren dort bekannte Stimmen ihre Lieblingsmusik – als DJs und als Moderierende. Das Spektrum der Gäste reicht von Schriftstellerinnen bis zu Tänzern, von Musikern bis zu Filmregisseurinnen.
DLF – Kunst und Pop
Die Musik hat einen gewichtigen Anteil in den «Corso»-Sendungen von Deutschlandfunk – nebst Film, Comedy, Comics, TV-Serien und Literatur. Wenn BAP-Frontmann Wolfgang Niedecken 70 wird, ist das dem in Köln stationierten Sender natürlich ein längeres Gespräch mit der Kölschrock-Legende wert. Man findet bei «Corso» Gespräche, Reportagen, Hintergrundbeiträge wie «Chinas Oscar-Boykott und die Bedeutung für die Filmindustrie», Neuheiten-Tipps und eben: immer viel Popmusik, die gespielt und über die geredet wird. Immer nachmittags ab 15.05 eine halbe Stunde, von Montag bis Samstag.