kulturtipp: Wann und warum geht UKW vom Netz?
Nik Leuenberger: Die UKW-Technologie ist über 70 Jahre alt. Der Bundesrat hat deshalb bereits 2014 entschieden, per Ende 2024 die UKW-Konzessionen nicht mehr zu erneuern. Nach zwei Verschiebungen wurde nun 2026 als Ende festgesetzt.
Die SRG zieht den UKW-Stecker aber bereits zwei Jahre früher. Die Nachfolgetechnologie DAB+ (Digital Audio Broadcasting) steht heute mit über 99 Prozent Bevölkerungsversorgung im ganzen Land bereit. Ebenso die Verbreitung übers Internet. Es ist nicht verhältnismässig, drei Technologien aufrechtzuhalten, zu warten oder zu erneuern. Nach unseren Informationen hören nur noch acht Prozent der Leute Radio exklusiv über UKW.
Die UKW-Abschaltung hat also auch mit den SRG-Sparbemühungen zu tun?
Ja, auch. Denn angesichts der angespannten finanziellen Situation der SRG sind weitere Investitionen in eine veraltete Verbreitungstechnologie nicht mehr vertretbar. Die Abschaltung ist für die SRG auch insofern eine Einsparung, als weniger Mehrkosten auftreten werden. Anstelle der 850 UKW-Sendeantennen wird es nur noch 260 DAB+-Anlagen brauchen.
Was sind weitere Gründe für die Abschaltung?
Mit DAB+ und mit Internet existieren zwei digitale Empfangsmöglichkeiten, die eine bessere Tonqualität und grössere Programmauswahl bieten, zudem energie- und kosteneffizienter sind und Zusatzinformationen in Text und Bild mitliefern.
Weshalb stellen per Ende Jahr nur die Sender der SRG diesen Dienst ein?
Das stimmt nicht. Nebst der SRG werden Ende 2024 rund die Hälfte der 26 Mitglieder des Vereins Schweizer Privatradios mit der Umstellung beginnen. Jeder Sender entscheidet gemäss individueller Ausgangslage, wann dieser sogenannte "UKW-Fadeout" erfolgt. Auch die Stationen im Ausland sind dabei, von UKW zur digitalen Verbreitung zu wechseln.
Wie funktioniert eigentlich dieses Digital Audio Broadcasting?
DAB+ ist eine digitale Radiotechnologie, die hauptsächlich über die Luft – terrestrisch via Sendeantennen – verbreitet wird. DAB+ ist eine Weiterentwicklung des DAB-Standards und mit DAB kompatibel. Durch ein zusätzliches Kodierungsverfahren finden mehr Programme in einem Ensemble Platz.
Und welche Vorteile hat DAB+ gegenüber UKW?
Für DAB+ sprechen: Störungsfreier Empfang in der ganzen Schweiz: erstklassiger Sound, kein Knistern und Rauschen, auch unterwegs. Grosses und vielfältiges Programmangebot, auch überregional, mit allen bisherigen UKW-Programmen und zusätzlichen DAB+-Programmen. Eine einfache Bedienung mit einer automatischen Sendersuche. Wirtschaftlich und umweltfreundlich.
Gibt es eine Alternative zu DAB+?
Tatsächlich werden heute viele Audio-Inhalte über Streaming in Player-Apps konsumiert. Diese Empfangsart ist jedoch an ein kostenpflichtiges Internet-Abo oder WLAN-Empfang gebunden. Deshalb kann dies nicht als Ersatz von UKW angesehen werden. DAB+ hingegen ist wie UKW frei (Free-to-Air) und überall via Antennen terrestrisch empfangbar.
Mit welchen Geräten lässt sich DAB+ empfangen?
In unserer Broschüre «Einkaufsberater Digitalradio» finden sich wertvolle Informationen zu Modellauswahl, Kauf, Einrichtung und Installation.
Gibt es Eintauschprämien beim Kauf von DAB+-Geräten?
Es ist möglich, dass einzelne Fachhändler solche Eintauschprämien gewähren. Dies ist dem Fachhandel überlassen.
Können treue Radiohörerinnen und -hörer sonstige Prämien oder Subventionen beim Kauf neuer Geräte in Anspruch nehmen?
Nein. Aber auf den Sendern der SRG können gelegentlich DAB+-Radios bei Gewinnspielen gewonnen werden.
Für weitere Fragen
Fragen zu DAB+ und digitalem Radioempfang beantworten verschiedene Stellen:
- Auskunftsstelle der SRG:dabplus@srgssr.ch oder Tel. 0848 040 102
- Allgemeine Empfangsinformationen der SRG:www.broadcast.ch
- Allgemeine Informationen zu DAB+:www.dabplus.ch
- Auskünfte zum lokalen Empfang: bei der jeweiligen Kabelbetreiberfirma
- Auskünfte und Beratung bieten auch Fachhändler
Aufrüsten oder ein neues Gerät kaufen?
Bestimmte alte Radiogeräte lassen sich mittels eines Adapters auf den Empfang von DAB+ umrüsten. Bei stationären Geräten ist dafür ein Aux-Eingang notwendig. Wichtig: Wer oft Radio hört und hohe Tonqualität erwartet, sollte sich ein neues Gerät leisten, sich beim Kauf über Qualitätsunterschiede informieren und unbedingt auf gute Boxen achten.
- Reine DAB+-Geräte sind ab 100 Fr. erhältlich. Doch auch hier gilt: Gute Qualität hat ihren Preis, die Beratung durch einen Fachhändler ist sinnvoll.
- Ausländische Radiosender sind über DAB+ vorderhand nur in Grenznähe empfangbar. Wer gerne ausländische Stationen hört, kauft sich mit Vorteil ein Internetradio. Kombigeräte sind teurer, ermöglichen aber das Hören von inund ausländischen Sendern in bester Qualität.
- Autoradios: Neuwagen sind seit 2020 serienmässig mit DAB+-Geräten ausgerüstet. Die Umrüstung von alten Audioradios mit Adaptern ist möglich, kann aber teuer werden, wenn gute Qualität erreicht werden soll. Vielhörern wird auch hier der Einbau eines neuen Geräts empfohlen.
- Einkaufsberater: All diese Informationen finden sich mit detaillierten Zusatzinformationen in einer Broschüre, die auch online einsehbar ist: www.broadcast.ch/de/radio/dab#einkaufsberater
Alternativen zu DAB+
Alle Radiosender lassen sich heute auch über Internet empfangen. Wer kein entsprechend ausgerüstetes Radiogerät kaufen will, kann die Sender via Computer, Tablet oder Smartphone empfangen – über die Websites der Sender oder über Webportale mit Links zu diversen Sendern:
Auch moderne TV-Geräte bieten eine Auswahl von Radiosendern.