Wenn der Ehemann seine Frau mit der besten Freundin in eindeutiger Pose im Schrank erwischt, ist das ein herber Schlag. Ralphs Reflex ist die Flucht: Überstürzt verlässt er seine eigene Geburtstagsparty und quartiert sich in einer schäbigen Hütte mitten im Wald ein. Dort trifft er zufällig auf Miriam, die sich ebenfalls auf der Flucht befindet – sie will ihren eigenen Ängsten entkommen. Denn die 35-Jährige ist bei einer geistig verwirrten Mutter aufgewachsen, die sie mit perfiden Methoden vom Glück fernhielt. Das hat Spuren hinterlassen: Auch nach dem Tod der Mutter drückt sie sich nur leise aus. «Ich flüstere, also bin ich kein Ärgernis», ist ihre Überzeugung. Die Kommunikation mit Menschen macht ihr Mühe – und nach einem Schock-Erlebnis hat sie ihr Haus nicht mehr verlassen.
Ihr erster Ausflug in die Freiheit führt sie in den Wald – zu Ralph. Dieser hat trotz des eigenen Ärgers ein offenes Ohr für Miriam und besitzt als Psychotherapeut viel Einfühlungsvermögen. Es ist der Beginn einer Freundschaft, die beiden den Mut für einen Neuanfang gibt. Derweil lässt sich Ralphs Ehefrau, die snobistische und ununterbrochen twitternde Sadie, von einer unzimperlichen Briefkastentante beraten und entdeckt ihre alte Leidenschaft für Frauen.
Die englische Autorin Rachel Elliott, die selbst als Psychotherapeutin tätig ist, erzählt mit viel Sinn fürs Skurrile und aus rasch wechselnder Perspektive von den Lebenslügen ihrer Protagonisten. Besonders für Miriams Seelennöte findet sie ungewöhnliche Sprachbilder. Die Figuren wirken aber manchmal gar überzeichnet und die Handlung mit einigen unstimmigen Wendungen konstruiert.
Buch
Rachel Elliott
«Flüstern mit Megafon»
400 Seiten
(Kein & Aber 2015).
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