Pummelchen wehrt sich
In Bruno Devilles belgisch-schweizerischer Tragikomödie «Bouboule» findet ein fettleibiger Junge zu neuem Selbstbewusstsein.
Inhalt
Kulturtipp 12/2015
Babina Cathomen
Welcher 12-jährige Junge mag schon Wassergymnastik? Kevin, genannt «Bouboule» (Pummelchen), jedenfalls nicht. Viel lieber stopft er sich mit Süssigkeiten voll, träumt dabei von märchenhaften Welten – und wird immer dicker. Über 100 Kilo wiegt der 12-Jährige inzwischen. Sein Arzt warnt ihn vor dem Herztod, seine beiden Schwestern hänseln, die Nachbarsjungen verprügeln ihn. Und seine sanftmütige Mutter (Julie Ferrier) weiss ihm nich...
Welcher 12-jährige Junge mag schon Wassergymnastik? Kevin, genannt «Bouboule» (Pummelchen), jedenfalls nicht. Viel lieber stopft er sich mit Süssigkeiten voll, träumt dabei von märchenhaften Welten – und wird immer dicker. Über 100 Kilo wiegt der 12-Jährige inzwischen. Sein Arzt warnt ihn vor dem Herztod, seine beiden Schwestern hänseln, die Nachbarsjungen verprügeln ihn. Und seine sanftmütige Mutter (Julie Ferrier) weiss ihm nicht zu helfen. Einzige Verbündete ist seine Freundin Alice, mit der er sich durch die Aqua-Gymnastik quält. Das Mädchen schlägt als Ausweg vor, sich gemeinsam umzubringen: «Ich kenne ein megahohes Dach.» Das behagt dem lebensfreudigen Kevin dann doch nicht.
Höchste Zeit, etwas in seinem Leben zu ändern. Diese Chance bietet sich, als Kevin den schroffen Wachmann Pat (Swann Arlaud) und seinen scharfen Kampfhund Rocco kennenlernt.
Mit neuem Elan
Der Junge, dem eine Vaterfigur bisher gefehlt hat, ist fasziniert und beginnt mit Pat das sogenannte «Kommandotraining». Plötzlich purzeln die Kilos, und Kevin wird in die Männerwelt eingeführt. Zum Missfallen seiner Mutter, die ihren sensiblen Jungen nicht wieder erkennt, als er plötzlich resolut auf den Tisch haut. Kevin gelangt zu neuem Selbstbewusstsein, muss aber erkennen, dass wahre Freunde rar sind.
Der 38-jährige, belgisch-schweizerische Regisseur Bruno Deville hat mit «Bouboule» seine eigene Jugendgeschichte verfilmt: «Ich war selber ‹Bouboule›, hatte als Kind zu viel Speck auf den Hüften, hängende Brüste, eine besorgte Mutter und wurde in der Schule gehänselt», sagt er in einem Interview mit SRF. Entsprechend feinfühlig geht er in seiner Verfilmung auf die Ängste und Selbstzweifel fettleibiger Jugendlicher und ihre Suche nach Anerkennung ein. «Bouboule» ist kein aufsehenerregender Streifen, aber ein kleiner humorvoller Film mit Herz. Auch dank Laiendarsteller David Thielemans, der in seiner ersten Rolle den dicken Kevin authentisch spielt.
Bouboule
Regie: Bruno Deville
Ab Do, 4.6., im Kino