porträt Alles auf eine Karte gesetzt
Mit ihrem Debütalbum wurde die Musikerin Anna Kaenzig 2011 auf einen Schlag bekannt. Nun ist sie mit ihrer neuen Platte «Slideshow Seasons» zurück. Und überzeugt erneut.<br />
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Kulturtipp 04/2013
Jonas Frehner
Seit über zwei Jahren steht die Zürcherin Anna Kaenzig auf der Bühne im Mittelpunkt. Doch noch immer kommt die 28-Jährige unkompliziert und bodenständig rüber. Man trifft sich im pulsierenden Kreis «Cheib» in Zürich, nahe ihrer WG.
Sie sei keine Rampensau, sagt sie. Doch verstecken muss sich Kaenzig mit ihrer vollen und klaren Stimme nicht. Obwohl sie das nach den ersten Gesangsversuchen mit ihrer Schulband in Meilen am liebsten getan hä...
Seit über zwei Jahren steht die Zürcherin Anna Kaenzig auf der Bühne im Mittelpunkt. Doch noch immer kommt die 28-Jährige unkompliziert und bodenständig rüber. Man trifft sich im pulsierenden Kreis «Cheib» in Zürich, nahe ihrer WG.
Sie sei keine Rampensau, sagt sie. Doch verstecken muss sich Kaenzig mit ihrer vollen und klaren Stimme nicht. Obwohl sie das nach den ersten Gesangsversuchen mit ihrer Schulband in Meilen am liebsten getan hätte. «Der Band fehlte ein Chick, das vorne steht und singt – und ich habs widerwillig gemacht», sagt Kaenzig, die heute selbst Gesang unterrichtet, im Jargon.
Und das, obwohl sie viel lieber mit der Gitarre aufgetreten wäre. Denn bereits im Alter von fünf Jahren terrorisierte Kaenzig ihre Eltern so lange, bis diese ihr das Gitarrenspiel erlaubten. «Ich war als Kind sehr ehrgeizig mit der Gitarre. Bis heute ist dies das Einzige, das ich durchgezogen habe.» Auch das Singen wurde später von der anfänglichen Qual zur Leidenschaft.
Kein Abheben
Wie ein roter Faden zieht sich die Musik durch Kaenzigs Leben: «Ob in der Oberstufe, am Gymnasium oder während meines Germanistikstudiums, immer stellte ich Bandproben und Gigs vor das Lernen und die Pflicht.» Nach einem Jahr brach sie darum ihr Germanistikstudium zugunsten eines Studiums für Jazzgesang an der Zürcher Hochschule der Künste (ZHdK) ab. Zum Glück, denn sonst wäre ihr Debütalbum «Four Acres And No Horse» kaum erschienen. Dieses entstand nach einem Angebot ihres Mitstudenten James Gruntz, das Album für sie zu produzieren. Es folgten Konzerte und die Aufnahme als Labelartist bei Nation Music. «Oh mein Gott, jetzt kommt da einer und macht unsere Bookings», war Annas erste Reaktion. Sie ist nicht der Typ, der abhebt. Zu natürlich wirkt sie auf und neben der Bühne, zu authentisch ist ihre Musik.
Kein Alternativplan
Trotz zahlreicher Auftritte im ganzen Land gehört die Bühne bis heute nicht zu Kaenzigs Lieblingsplätzen: «Vor Konzerten bin ich unausstehlich – auch auf der Bühne hält die Nervosität oft mehrere Songs lang an und ich kann mich schlecht entspannen.» Kaenzig schreibt (fast) alle Songs selber und gibt dabei viel von sich preis. So singt sie in «Hole In Your Heart» vom Gefühl, am falschen Platz zu sein und vom Regenwetter erdrückt zu werden, das sie in Berlin verspürte. Trotzdem stehen die Bühnen Deutschlands zuoberst auf ihrer Wunschliste. Und falls das nicht klappt, gibt es einen Alternativplan zur Musik? «Den habe ich nicht.» Nach kurzem Zögern fügt sie an: «Musik ist mein Leben.»
[CD]
Anna Kaenzig
«Slideshow
Seasons»
(Nation Music
2013).
[/CD]