Politik und Festfreude
«Jimmy’s Hall» von Ken Loach blickt zurück in die irische Geschichte der 1930er-Jahre und berichtet vom Schicksal des Politaktivisten James Gralton.
Inhalt
Kulturtipp 17/2014
Letzte Aktualisierung:
06.08.2014
Urs Hangartner
Die Titelfigur Jimmy ist der charismatische James Gralton (1886–1945): irischer Sozialist, Kämpfer im Unabhängigkeitskrieg 1919–1921, Politaktivist in den USA, 1932 von New York in seine Heimat, die Grafschaft Leitrim, zurückgekehrt. Und einmalig in der Geschichte Irlands: Er wird als Bürger seines Landes ausgeschafft.
Der Film nach dem Drehbuch von Ken Loachs langjährigem Mitstreiter Paul Laverty konzentriert sich auf jene Begebenheiten von...
Die Titelfigur Jimmy ist der charismatische James Gralton (1886–1945): irischer Sozialist, Kämpfer im Unabhängigkeitskrieg 1919–1921, Politaktivist in den USA, 1932 von New York in seine Heimat, die Grafschaft Leitrim, zurückgekehrt. Und einmalig in der Geschichte Irlands: Er wird als Bürger seines Landes ausgeschafft.
Der Film nach dem Drehbuch von Ken Loachs langjährigem Mitstreiter Paul Laverty konzentriert sich auf jene Begebenheiten von Jimmys Rückkehr bis zu dessen Deportation. Jimmy (Barry Ward) und freiwillige Helfer bringen die verlotterte «Pearse Connolly Hall» zu neuer Blüte. Was sich nicht alles machen lässt in einem selbstverwalteten Kultur- und Bildungshaus: Lektüre-Zirkel, Zeichenkurs, Box-Unterricht, politische Bildung, Tanzen. Was gewissen Kreisen gar nicht passt. «Bildung ist das Privileg der Heiligen Kirche», behauptet Jimmys Widersacher Father Sheridan.
Jimmys Vermächtnis
Er registriert sämtliche Personen, welche einen Tanzanlass in der Halle besuchen, um im Gottesdienst die Namen der vermeintlichen Kommunisten und Atheisten von der Kanzel herab vorzulesen. Ganz handgreiflich begegnen andere dem nicht genehmen Treiben. Sie beschiessen den vollbesetzten Saal, und eines Nachts wird das Gebäude kurzerhand abgefackelt.
Die Widerständigen bleiben sich treu. Nur Jimmy muss auf Geheiss der Obrigkeit seine Heimat im August 1933 verlassen. Sein «Vermächtnis»: Jimmy hatte ein Grammofon und Schallplatten aus den USA mitgebracht und damit gleichsam den Jazz nach Irland geholt. Es lässt sich nicht nur zu live gespielten irischen Jigs und Reels tanzen, sondern eben auch zu modernen afroamerikanischen Tönen aus der Konserve.
Das alles wird, in schönes Rekonstruktionskino gepackt, von Ken Loach in einer optimistischen, von viel Humor durchtränkten Stimmung erzählt. Eine kleine Geschichtslektion in angenehm unterhaltender Gestalt.
Jimmy’s Hall
Regie: Ken Loach
Ab Do, 21.8., im Kino