Das Sendungs-Signet zu «Abgekanzelt» verspricht nicht zu viel. «Eisitig chauti Wortduschine u zwöidütig warmi Buechstabetüecher» kündigt der Berner Slam Poet und Theologe Andreas Kessler an. Mit viel Biss, aber auch viel men­schlicher Wärme widmet sich der Podcast seit Ende 2019 politischen, gesellschaftlichen und theologischen Themen. Produziert wird «Abgekanzelt» vom RefLab, dem Online-Gesellschaftsmagazin der Reformierten Kirche Zürich. Die Episoden sind meist zwischen vier und zehn Minuten lang – Plädoyers für kritisches Denken, satirische Betrachtungen zur Weltlage und poetisch-polternde Brandreden gegen Unmenschlichkeit. Empfehlenswert sind vor allem die Spoken-Word-Beiträge von Andreas Kessler. «Siebewandig beton-gschützti Bunker-Grinde» schimpft er darin christliche Fundamentalisten. Fast flehend wird sein Ton im Refrain zu seinem Gedicht über Anpassungsdruck und Menschenwürde: «Mönsch isch nüme Mönsch. Es git jez neui Verfahre, wosi usefinde, ob du Würdi chasch erfahre.» Nachdenklich klingt «Dschamilija», sein von der Gitarre begleitetes Gedicht über ein Flüchtlingsschicksal. Kessler trägt das alles mit Raspelstimme und wunderbaren Rhythmen vor. So lässt man sich gerne abkanzeln.

Abgekanzelt 
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