Hätten alle, die behaupten, «Ulysses» gelesen zu ­haben, dies getan, müsste es mehr Ausgaben von James Joyces Jahrhundert­roman geben. Diese Bemerkung ­eines irischen Jour­nalisten birgt ebenso viel Witz wie Wahrheit in sich. Das 1000-seitige Werk ist ein widerborstiges Stück ­Literaturgeschichte. Joyce beschreibt den Irrgang des Aussenseiters ­Leopold Bloom an einem Tag durch Dublin. Der Text ist ein dichter Bewusstseinsstrom, gespickt mit Verweisen auf das irische Polit- und ­Gesellschaftsleben. 2012 nahm sich Hörspielregisseur Klaus Buhlert für SWR 2 dem Stoff an. Zum 100. ­Geburtstag von «Ulysses» ist sein Hörspiel als Podcast in der ARD-­Audiothek verfügbar; die letzte Folge erscheint am 16. Juni, dem «Bloomsday». Angelehnt an den Roman, hat Buhlert 18 unterschiedliche Teile à 41 bis 110 Minuten geschaffen. Sprecher wie Werner Wölbern, Dietmar Bär oder Corinna ­Harfouch sowie ein spielerischer Einsatz von Musik und ­Geräuschen machen «Ulysses» zum Hörerlebnis. In Kapi­tel 3 etwa trennt ein wiederkehrendes Signet aus Schiffshörnern und Möwengekreisch die Gedanken von Blooms Bekanntem Stephen Dedalus. Anspruchsvoll ist «Ulysses» auch als Hörspiel noch – aber nicht mehr unbezwingbar.

Ulysses
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