Pippo Pollina Ein Charmeur mit Tiefgang
Pippo Pollina gehört zu den wichtigsten Liedermachern aus Italien. <br />
Zu seinem Bühnenjubiläum kann man den Wahlschweizer näher kennenlernen.
Inhalt
Kulturtipp 01/2011
Letzte Aktualisierung:
04.03.2013
Pirmin Bossart
«Über die Grenzen trägt uns ein Lied» heisst das neue Programm von Pippo Pollina (46). Gleich betitelt ist auch die erste offizielle Biografie, die der italienische Autor Franco Vassia über den Liedermacher geschrieben hat. Sie bildet den roten Faden durch einen multimedialen Abend, an dem Pollina Lieder singt, Gitarre und Piano spielt, aus dem Buch liest und kurze Bild- und Videosequenzen kommentiert.
Neben den biografischen Stationen wird Pollina auch öf...
«Über die Grenzen trägt uns ein Lied» heisst das neue Programm von Pippo Pollina (46). Gleich betitelt ist auch die erste offizielle Biografie, die der italienische Autor Franco Vassia über den Liedermacher geschrieben hat. Sie bildet den roten Faden durch einen multimedialen Abend, an dem Pollina Lieder singt, Gitarre und Piano spielt, aus dem Buch liest und kurze Bild- und Videosequenzen kommentiert.
Neben den biografischen Stationen wird Pollina auch öffentliche Ereignisse reflektieren, die er miterlebt hat. Etwa die Ermordung des Chefredaktors Giuseppe Fava durch die Mafia in Palermo, den Militärputsch in Chile, den Mauerfall in Berlin oder die Flugzeugtragödie von Ustica. «Ich möchte nicht einfach chronologisch mein Leben erzählen», sagt er, «sondern immer auch eine Brücke schlagen zwischen dem Persönlichen und dem Gemeinschaftlichen.»
Strassenmusiker
Pollinas Werdegang ist geprägt von Abenteuerlust, künstlerischer Kreativität und Beharrungsvermögen. Vor 30 Jahren stand er bei minus 20 Grad als Musiker in Stockholms Strassen. Heute bewegt er sich auf der Bühne von grossen Sälen, hat eine riesige Fangemeinde und geht mit einem Sinfonieorchester auf Tournee. Dahinter steckt eine beeindruckende Konsequenz. Er war nie ein Produkt von Plattenfirmen-Interessen oder Trends. Er kann mit Stolz sagen: «Ich habe meinen musikalischen Werdegang so gebaut, dass ich immer meine Freiheit behalten habe.»
Pippo Pollina ist in Palermo aufgewachsen. Er war Mitbegründer der Band Agricantus und engagierte sich in der Antimafia-Bewegung. Ende 1985 brach er auf und war drei Jahre lang in zahlreichen Ländern Europas unterwegs. Er landete in Luzern, wo er länger hängen blieb, mit Linard Bardill auf Tour ging und dann bei Zytglogge sein erstes Album veröffentlichte. 1988 war Pollina mit seinem ersten Solo-Programm auf verschiedenen Bühnen im deutschsprachigen Raum zu hören.
3000 Konzerte
Im Lauf der Jahre musizierte er in immer wieder neuen Konstellationen und arbeitete mit Inti-Illimani, Georges Moustaki, Charlie Mariano, Konstantin Wecker oder Patent Ochsner zusammen. Inzwischen hat er über 150 Lieder geschrieben, 18 Alben veröffentlicht und über 3000 Konzerte in Italien, Deutschland, Österreich, der Schweiz sowie in Frankreich, Ägypten und den Benelux-Staaten gegeben. Nach über 20 Jahren Zürich lebt der Liedermacher inzwischen im Glarnerland.
Für Pippo Pollina steht wieder ein reich befrachtetes Jahr bevor. Parallel zu seinem Multimedia-Programm wird er 2011 mit dem Zürcher Sinfonieorchester und seinem Best-of-Programm «Fra due isole» in renommierten Konzerthäusern der Schweiz wie dem KKL Luzern auftreten. Danach werde er «für neue Erfahrungen bereit sein», sagt Pollina. «Für mich haben sich jetzt gewisse Kreise geschlossen. Etwas anderes kann kommen. Ich weiss nicht, was es ist. Aber ich spüre, es ist eine natürliche Notwendigkeit.»
[CD]
Pippo Pollina
Fra due isole
(Jazzhaus
Records 2009)
[/CD]