Pink Floyd Das digitale Comeback
Pink Floyd gibt es faktisch nicht mehr. Trotzdem ist die britische Band dieses Jahr so allgegenwärtig wie zu ihrer Blütezeit in den 70ern.
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Kulturtipp 23/2011
Letzte Aktualisierung:
04.03.2013
Nick Joyce
Als Familienvater und Studiomusiker hat Gitarrist David Gilmour alle Hände voll zu tun. Schlagzeuger Nick Mason rührt sein Instrument kaum noch an. Bassist Roger Waters gebärdet sich zu autoritär, als dass seine Weggefährten mit ihm zusammenarbeiten würden. Und Keyboarder Richard Wright ist schon lange tot. Man darf wohl sagen: Pink Floyd werden nie wieder auf Tournee gehen.
Die britische Stadionband ist verstummt, ihre Musik ist geblieben. Vor einigen Woch...
Als Familienvater und Studiomusiker hat Gitarrist David Gilmour alle Hände voll zu tun. Schlagzeuger Nick Mason rührt sein Instrument kaum noch an. Bassist Roger Waters gebärdet sich zu autoritär, als dass seine Weggefährten mit ihm zusammenarbeiten würden. Und Keyboarder Richard Wright ist schon lange tot. Man darf wohl sagen: Pink Floyd werden nie wieder auf Tournee gehen.
Die britische Stadionband ist verstummt, ihre Musik ist geblieben. Vor einigen Wochen schaffte es das Album «The Dark Side Of The Moon» aus dem Jahre 1973 gar wieder in die Top Ten der Schweizer Charts. Diese späte Reprise gelang nicht ohne Grund: 2011 haben Pink Floyd ihr ganzes Œuvre digital überarbeitet und mit grossem Werbeaufwand neu lanciert. Millionenverkäufe sind ihnen gewiss.
Für die Gesamtausgabe hat Produzent James Guthrie Pink Floyds 14 Studioalben einen einheitlichen Sound verpasst. Darüber werden nicht alle glücklich sein. Die Blues-Tristesse von «Wish You Were Here» schwingt jetzt zwar besser als je zuvor, die Sphärenklänge aus «A Saucerful Of Secrets» und «More» wirken allerdings zu aufgeräumt. Und die Soundqualität von «The Dark Side Of The Moon» und «The Wall» war bereits herausragend. Wenn man diese Alben schon im Regal stehen hat, braucht man sie nicht noch einmal zu kaufen. Das in den Deluxe- und Super-Deluxe-Boxsets enthaltene Bonusmaterial gibt dafür tiefe Einblicke in das kreative Innenleben von Pink Floyd. Anhand der kratzigen Demoaufnahmen, frühen Konzertmitschnitte und Studioprobeläufe kann man etwa die Entstehungsgeschichte von «The Dark Side Of The Moon» nachzeichnen.
Tribute auf der Bühne
Das Musikpublikum will Pink Floyd aber nicht nur im Wohnzimmer hören, es will Klassiker wie «Comfortably Numb» oder «Another Brick In The Wall
Part 2» auch live erleben. Wie gross diese Sehnsucht ist, das beweisen die Tribute-Bands, die mit dem alten Repertoire unterwegs sind. Gleich zwei davon gastieren in der Schweiz.
Weil sich Crazy Diamond aus Schlieren keinen grossen technischen Aufwand leisten können, bieten sie Pink Floyd im Taschenformat, lassen das grosse Spektakel aus und konzentrieren sich stattdessen auf eine berauschend präzise Rekonstruktion der alten Arrangements. Von den englischen Brit Floyd darf man hingegen das volle Programm samt Videoprojektionen, Lichtattacken und einer gross besetzten Band erwarten, kurz gesagt: Eine Pink-Floyd-Show ohne Pink Floyd.
Die Tribute-Bands können bestimmt auf den Segen der Originale zählen, verdienen Gilmour, Waters und Mason doch jedes Mal mit, wenn Crazy Diamond oder Brit Floyd ihre Klassiker live aufführen. Für alternde Rockstars gibt es wohl nichts Schöneres, als auf dem lukrativen Konzertmarkt präsent zu sein, ohne die eigenen vier Wände verlassen und die Strapazen einer Welttournee auf sich nehmen zu müssen. Dabei haben Pink Floyd mit mehr als 200 Millionen verkauften Tonträgern längst ausgesorgt.
[CD]
The Best of Pink Floyd:
A Foot In The Door
(EMI 2011).
Wish You Were Here
Je nach Edition 1, 2 oder
5 Datenträger (EMI 2011).
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