Peter May: Am Ende der Welt
Zwischen Krimi und Coming-of-Age-Geschichte: Autor Peter May setzt in seinem Roman «Moorbruch» die archaische Landschaft der Insel Lewis in Szene.
Inhalt
Kulturtipp 23/2017
Letzte Aktualisierung:
08.11.2017
Babina Cathomen
Auf der Hebriden-Insel Lewis bekommen die Einwohner die Naturkräfte hautnah zu spüren. Sie trotzen Nebel und Sturm, den tosenden Atlantik an ihrer Seite. In diese raue Moorlandschaft kehrt der Ich-Erzähler Fin Macload aus Glasgow zurück. In seiner alten Heimat hat der vom Schicksal gezeichnete, ehemalige Polizist einen Job gefunden. Kaum zurück holt ihn allerdings die Vergangenheit ein, und er wird in einen Mordfall verwickelt.
Eine entste...
Auf der Hebriden-Insel Lewis bekommen die Einwohner die Naturkräfte hautnah zu spüren. Sie trotzen Nebel und Sturm, den tosenden Atlantik an ihrer Seite. In diese raue Moorlandschaft kehrt der Ich-Erzähler Fin Macload aus Glasgow zurück. In seiner alten Heimat hat der vom Schicksal gezeichnete, ehemalige Polizist einen Job gefunden. Kaum zurück holt ihn allerdings die Vergangenheit ein, und er wird in einen Mordfall verwickelt.
Eine entstellte Leiche und ein Flugzeugwrack
Als er mit seinem alten Freund Whistler in einer Sturmnacht im schottischen Hochmoor unterwegs ist, werden sie Zeuge von einem Moorbruch: Nach starken Regenfällen kann der Torf ins Rutschen kommen, den Grund durchbrechen und ein stehendes Gewässer wie ein schottisches Loch gänzlich verschlucken. Durch das Beben und Donnern wähnen sich die Männer, die in einer Hütte Schutz vor dem Unwetter gesucht haben, am Ende der Welt. Bei Tageslicht entdecken sie, was der Moorbruch zutage gefördert hat: eine entstellte Leiche und das Flugzeugwrack ihres Freundes Roddy, der vor
17 Jahren bei einem Absturz ums Leben kam. Doch bald beginnt Fin, an der Tragödie zu zweifeln … Alles, was er zu wissen glaubte, gerät ins Wanken.
Der schottische Krimi-Autor Peter May verknüpft in seinem atmosphärischen Thriller mehrere Erzählstränge und führt sie am Schluss zu einem überraschenden Ende zusammen. Immer wieder blendet er zurück in die Jugendjahre des Ich-Erzählers, der als Roadie mit der Folk-Rock-Band Amran unterwegs war. Die Musiker und ihre Begleiter waren eine eingeschworene Truppe, vor Neid und jugendlichem Leichtsinn aber nicht gefeit.
Mit «Moorbruch» liefert Peter May einen gelungenen Abschluss seiner Trilogie rund um die Insel Lewis. Die entfesselten Kräfte der Natur wie auch der Menschen sind Thema im Roman, der gleichzeitig Krimi und Coming-of-Age-Geschichte ist. May lotet die Charaktere in all ihren Ambivalenzen aus: etwa der Einzelgänger Whistler, ein Berg von einem Mann, der in der Band die keltische Flöte spielte – sensibel, aber mit einer Wut in sich, die urplötzlich ausbrechen kann. Oder die kühl berechnende Band-Sängerin Mairead, so schön und geheimnisvoll, dass sie die Männer nicht nur mit ihrer betörenden Stimme schier um den Verstand bringt.
Buch
Peter May
«Moorbruch»
Aus dem Englischen von Silvia Morawetz
336 Seiten
(Zsolnay 2017).