Früher war das Profil klar – ältere Dame, kulturaffin, oft mit guter bis höherer Bildung, am liebsten im Museum unterwegs. «Dies wandelt sich langsam», sagt Nathalie Schliep, Geschäftsführerin der Stiftung Schweizer Museumspass. «Unser Publikum wird nach und nach jünger.» Auch wenn die Hipster-Generation noch kaum die Mehrheit der Besucher stellt. Umfragen haben ergeben, dass bis vor ein paar Jahren über die Hälfte der Bevölkerung kaum je ein Museum betrat, dieser Wert ist auf 41 Prozent gesunken. Zu den Einheimischen kommen die Touristen, die das Land während ihres Besuchs mit einem Pass erkunden.
Bekanntes und Unbekanntes entdecken
1,73 Millionen Kartenhalter bevölkern die Schweizer Museen, die meisten von ihnen haben sie von der Raiffeisengruppe erhalten, die damit ihre Kunden bindet. Mehr als 10 000 Besucher kaufen zudem einen Pass für 166 Franken bei der Stiftung, der ihnen neben Gratiszutritt Ermässigungen bei den SBB gewährt. Die Karte erlaubt den Zutritt zu fast allen Häusern der Schweiz, zwei wichtige mit internationaler Reputation fehlen jedoch: das Zürcher Kunsthaus und die Basler Fondation Beyeler.
Naturgemäss finden nicht alle Häuser gleichermassen Zuspruch: Laut Geschäftsführerin Schliep stehen das Matterhorn-Museum Zermatatlantis, das Schloss Chillon in Montreux und der Luzerner Gletschergarten zuoberst auf der Beliebtheitsskala, zumindest bei den Touristen. Bei den Einheimischen sind das Freilichtmuseum Ballenberg in Brienz, die Fondation Pierre Gianadda in Martigny, das Zentrum Paul Klee in Bern populär. Im Einzelfall stellen die Museumspass-Halter einen Grossteil der Besucher, in Zermatt machen sie einen Drittel aus, im Landesmuseum einen Fünftel.
Neben bekannten Lokalitäten sind Trouvaillen zu entdecken, beispielsweise das Seemuseum in Kreuzlingen TG: Im ehemaligen Kornhaus der Augustiner Chorherren aus dem 17. Jahrhundert sind die Schifffahrt und die Fischertradition rund um den Bodensee dokumentiert. Einen anderen Akzent setzt das Schloss Thun, das die Stadtentwicklung bis ins Mittelalter zurück rekapituliert, inklusive der Berner Zähringer, deren Statthalter die Thuner Mores lehrten.
Extra-Angebote im Jubiläumsjahr
Gegenwärtig locken viele Häuser mit Extra-Angeboten, weil der Museumspass seit 20 Jahren im Umlauf ist. Eine Auswahl:
In Langnau BE offeriert das Regionalmuseum Chüechlihus den Besuchern mit Pass einen Gratiskaffee und ein «Schlüferli», wobei es sich – das für Nichtberner – um ein frittiertes Mehlgebäck handelt.
Besucher des Henry-Dunant-Museums in Heiden AR erhalten eine Ausgabe des Büchleins «Pazifistin? Feministin? Catharina Sturzenegger» von Renate Bräuniger geschenkt. Sturzenegger (1854–1929) war für das Rote Kreuz tätig, unter anderem im russisch-japanischen Krieg Anfang 1900.
Das Museum Kloster Muri AG gewährt Pass-Inhabern beim Kauf von Büchern 10 Prozent Rabatt.Rolf Hürzeler
Informationen:
www.museumspass.ch oder www.20jahre.museumspass.ch