Der Kunstraum Walcheturm in der alten Kaserne Zürich ist beliebt bei Musikern, die ihre Sounds in Bezug zur räumlichen Umgebung setzen. Die hallenartige Leere lässt sich beliebig möblieren und in multipler Anordnung bespielen, um akustische Effekte hervorzurufen. Wie gemacht also für «24 Stunden», die installative Performance des Zürcher Holzbläsers und Elektronikers Matthias Tschopp in Zusammenarbeit mit der Tänzerin Elena Morena Weber und dem Fotografen und Videokünstler Jürg Zimmermann. Dem Publikum bietet sich ein «immersives Erlebnis», so Matthias Tschopp, «ein Eintauchen in Klang, Tanz und bewegtes Bild». Auf verschiedenen visuellen und akustischen Ebenen werde die Geschichte einer Kreatur erzählt, die sich im urbanen Lebensraum an einem fiktiven Tag bewege. «Die 24 Stunden dauern bei uns aber nur 80 Minuten.»
Mit Bildern von Juan Miró fing alles an
Solche multimedialen Projekte, die ein «Eintauchen» des Publikums ermöglichen, sind seit einigen Jahren vielerorts zu erleben als klingende Ausstellungen und Lichtinstallationen, als illustrierte Klangwolken oder «Soundwalks» durch virtuelle Realitäten.
Ganz neu sind solche Konzepte nicht, man denke an die Videoclips der 1990er, die Lightshows von Megabands seit den 1970ern oder die altehrwürdigen Ton-Bild-Schauen mit Diaprojektoren und Tonbandgeräten. In ihrer technischen und ästhetischen Raffinesse erreichen immersive Kunsterlebnisse freilich immer verblüffendere Qualitätsstufen.
Warum aber setzen Künstler auf die Gleichzeitigkeit und das Ineinandergreifen verschiedener medialer Ebenen? «Andere Kunstformen inspirieren mich», meint Tschopp lakonisch. Mit seinem Quartett hat er schon vor zehn Jahren Bilder des katalanischen Malers Juan Miró vertont. «Ich versuchte damals, seine Bildkompositionen und Farbkombinationen in Musik und Klangfarben zu übersetzen», erinnert er sich. Auf sein Miró-Programm, das 2013 als CD erschien, liess er «Vertonungen» der Werke von Jackson Pollock, Mark Rothko oder Jean-Michel Basquiat folgen.
Die Trio-Performance ist begehbar
Tschopps neue Trio-Projekte sind weit komplexer, weil die Elemente Bewegung und Video dazukommen. «Es geht um verschiedene Herangehensweisen», sagt der Saxofonist, Klarinettist und Flötist, der gerne auch zu elektronischen Geräten greift. «Wie Elena eine Tanzkomposition entwickelt, unterscheidet sich stark davon, wie Jürg beim Fotografieren arbeitet. Und beide inspirieren mich zu eigenen Ideen.» Das Publikum soll in solche Arbeitsprozesse miteinbezogen werden. Die Trio-Performance ist begehbar wie schon die Vorgänger-Performance «Soundwalking», die als Reaktion auf die Lockdowns konzipiert worden ist. «Nach den Auftrittsverboten wollten wir wieder einen Ort des Zusammentreffens schaffen in einem vertretbaren Rahmen», erklärt Tschopp. «Soundwalking» fand draussen statt.
Die Performance «24 Stunden» ist vorerst an zwei Aben-den in Zürich zu erleben. Doch Matthias Tschopp schürt Hoffnung: «Wir planen für das kommende Jahr weitere Gastspiele in der Schweiz und im Ausland.»
24 Stunden
Fr/Sa, 11.2./12.2., 20.30 Kunstraum Walcheturm Zürich
www.matthiastschopp.com