Ohne Garou kein Pepe. Wer den erfolgreichen Bandleader in seinem Bauernhaus in Frauenfeld besucht, muss sich zuerst vom treuherzig blickenden Schäferhund beschnuppern lassen. Wer dieses Ritual besteht, wird umso herzlicher empfangen. «Wir haben uns sofort in dieses Haus verliebt. Deshalb leben wir in Frauenfeld», sagt Pepe Lienhard, der in Lenzburg aufgewachsen ist und später in Ascona oder bei Zürich wohnte. Immer in Häusern mit viel Umschwung. «Natur und Tiere sind mir wichtig. Sie bieten einen heilsamen Ausgleich zur Welt der Bühne und der Show.» Früher habe er, wenn er vor Tausenden Leuten gespielt habe, zuweilen schon etwas abgehoben, räumt er ein. «Aber ich will nicht ins Hyperventilieren geraten wie andere. Deshalb schätze ich die Bodenhaftung zu Hause.»
Was einen wirklichen Star ausmacht
Umgekehrt gebe ihm die Musik jene Energie, die ihn auch mit 76 Jahren fit halte. Und zufrieden. «Ich war stets ein Glückspilz», betont er. Begonnen habe sein Glück damit, dass ihm die Mutter zum elften Geburtstag das heiss ersehnte Saxofon schenkte. Seither begleitet die Musik Pepe Lienhard. «Millionär bin ich nicht geworden», sagt er lachend, «obwohl die 37 Jahre mit Udo Jürgens auch wirtschaftlich ein Segen waren.» Wichtiger als Geld sei ihm aber, mit guten Freunden Musik zu machen. Nebst Udo hat Lienhard viele andere Stars begleitet. Unvergesslich ist ihm die Begegnung mit Frank Sinatra in Monte Carlo. «Beeindruckt hat mich, dass er persönlich zu den Proben erschien. Jeder zweitklassige Schlagersänger taucht erst am Konzert auf. Genau solche Details aber machen wirkliche Stars aus.»
Die Erfüllung all seiner Wünsche sei die Zusammenarbeit mit Quincy Jones in Montreux gewesen: «Seit meiner Jugend mein grosses Idol!»
Wie Jones ist auch Lienhard Musiker und Arrangeur in einem. Deshalb sitzen in seinen Bands oft Top-Musiker wie aktuell die Jazzer Alex Hendriksen und Adrian Pflugshaupt. Lienhard selbst ist eingefleischter Jazzfan mit stolz präsentierter LP-Sammlung. Dennoch weiss er: «Reine Jazzfans kommen nicht an unsere Konzerte. Wir machen gute Unterhaltungsmusik mit Swing-Touch für ein breites Publikum. Doch auch dieses muss pro Show zwei, drei Jazznummern erdulden!» Auf der anstehenden Tournee seien Neuarrangements zu hören. «Wir fahren alles auf – inklusive Gong und Kesselpauke», strahlt Pepe Lienhard. An dieser Pauke steht Billy Kudjoe Todzo – der nächste Gast an diesem sonnigen Tag in Frauenfeld. «Er kommt zum Üben, und dann machen wir uns an die Gartenarbeit», sagt Lienhard. Garou, benannt nach einem kanadischen Sänger, spitzt die Ohren, erhebt sich wedelnd und begleitet den Besuch in den Garten.
Konzerte
Ab Mi, 11.5., 20.00 Casino Frauenfeld
Tourneedaten: www.pepe-lienhard.ch
Pepe Lienhards Kulturtipps
Buch
Pascal Janovjak: Der Zoo in Rom (Lenos 2021)
«Für mich als Zoofan etwas ganz Besonderes: Der Roman basiert auf sorgfältigen Recherchen in Rom und gibt Einblick in die Geschichte der europäischen Zoos.»
Musik
Alles von Monty Alexander
«Monty ist ein brillanter, vielseitiger Jazzpianist. Er überrascht auch nach 77 Alben. Nachdem ich in den 70er-Jahren einmal mit ihm gespielt hatte, durfte ich ihn kürzlich an einem privaten Konzert erleben.»
Kabarett
Emil schnädered
«Meine Frau und ich haben Emil vor kurzem im Zürcher Bernhard-Theater gesehen. Grandios, mit wie viel Energie er mit 89 Jahren das Publikum in seinen Bann zieht.»