Er lügt, betrügt und will aus allem Profit schlagen. Trotzdem wächst der Protagonist Jakob Breiter dem Leser ans Herz. Immer ist er auf der Suche nach dem Glück, das ihm durch seine Herkunft verwehrt ist. Jakob – oder Jack oder Jacques, wie er sich später nennt, stammt aus ärmlichen Bauernverhältnissen im Toggenburg. Er ist die Hauptfigur im zweiten Roman des 50-jährigen Baselbieter Schriftstellers Patrick Tschan.

Mit Tempo und Witz

Im Hotel Palace St. Moritz wird Jakob Breiter als Hei­ratsschwindler enttarnt und gefeuert. Besser ergeht es ihm in Basel: Er steigt beim Chemiekonzern Gugy bald zum gefeierten Verkäufer auf und bändelt mit der Frau des Chefs, einer Halbjüdin, an. Als die Deutschen 1935 das neue Reichsbeflaggungsgesetz einführen, verkauft er auf seinen Touren durchs Nazi-Land hektoliterweise die Farbe «Polarrot» für die Hakenkreuzfahnen. Doch dann wird Breiter zu gierig: Er schmuggelt für den jüdischen Onkel seiner Geliebten Goldbarren und wird erwischt. Nach zwei Jahren im KZ muss er neu anfangen und beginnt über sich nachzudenken: «Ich mache meine Arbeit und verdiene am Elend anderer Leute viel Geld. Ich bin mir nicht sicher, ob man darauf so stolz sein kann.»

Sorgfältig recherchiert, mit viel Tempo und Witz erzählt der in Allschwil lebende Patrick Tschan von der Zeit zwischen 1929 und 1945. Er hat einen Schelmenroman geschaffen, dessen Lektüre zugleich zum Schmunzeln wie auch zum Nachdenken anregt.


[Buch]
Patrick Tschan
«Polarrot»
348 Seiten
(Braumüller 2012).
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