Für einmal hastet Pasquale Aleardi nicht als grübelnder Kommissar der bretonischen Küste entlang, sondern sitzt entspannt am griechischen Strand. In Kalamata auf Peleponnes verbringt er mit seiner Frau und den zwei kleinen Söhnen drei unbeschwerte Ferienwochen. Beim Videotelefon-Interview lässt er die Kamera übers Meer schweifen, erzählt von seinen griechisch-italienischen Wurzeln. «Die unterschiedlichen kulturellen Einflüsse haben mir wohl auch den Weg ins Künstlerische geebnet», meint der Schauspieler, der im zürcherischen Dietikon dreisprachig aufgewachsen ist und seit 22 Jahren in Deutschland lebt. «Ich habe vier Nationen intus – das hilft, in die unterschiedlichsten Rollen und Temperamente zu schlüpfen.»
Der Wahlberliner fährt sich lachend durch die wilden Locken: «In Griechenland bin ich ein etwas anderer Mensch als in der Schweiz. Man redet lauter hier, ist temperamentvoller, direkter.»
Hyperaktiver Ermittler statt beleibter Kommissar
Mit Temperament und einigen Macken stattet er auch seinen Kommissar Dupin in der gleichnamigen ARD-Krimireihe aus. Während Dupin in der literarischen Vorlage als behäbiger Feinschmecker daherkommt, interpretiert ihn Aleardi als hyperaktiven, fieberhaften Ermittler. «Ursprünglich wollte ich ja gar nicht zum Casting, weil ich dachte, dass die Rolle – eine Art beleibter Hercule Poirot – nicht zu mir passt.» Aber die Filmproduzenten waren offen für andere Interpretationen. Selbst die Bretonen, die anfangs skeptisch auf die deutsch-schweizerische Filmcrew schauten, haben sich inzwischen an den ungestümen Kommissar gewöhnt. Schliesslich kurbelt die in rund 40 Ländern erfolgreiche Krimiserie auch zünftig den Tourismus in der Bretagne an.
«Es reizt mich, eine Rolle zu spielen, die mir anfangs etwas Angst macht – diese zu überwinden, hat sich immer gelohnt», sagt er. So hat er sich 2014 in einer Hauptrolle im Musical «Chicago» an den Broadway in New York gewagt oder wurde kürzlich für seine Rolle als schwuler Schiffsmechaniker im Kinofilm «Ich war noch niemals in New York» ausgezeichnet. Im Rampenlicht stand der 49-Jährige schon immer gerne, auf dem Boden geblieben ist er dennoch. Sein Plan A sei eigentlich die Musik gewesen, sagt er und erzählt grinsend von den Prägungen seiner Kindheit – vom griechischen Sirtaki bis Supertramp. Nebst der Schauspielerei steht er nun mit seiner Band Die Phonauten auf der Bühne und verbreitet mit «Antidepressionsmusik» in einem Mix aus Soul, Pop und Funk gute Laune.
Nach dem Auftrittsstopp in der Corona-Zeit lechzt er nach Bühnen- und Filmluft. Die Griechenlandferien mit seiner Familie kostet er zwar voll aus: «Aber langsam bin ich wie ein zappelnder Fisch – ich will endlich wieder ins Wasser!» Sein Wunsch sollte im September in Erfüllung gehen, wenn er für die neunte Dupin-Folge vor der Kamera steht.
Kommissar Dupin – Bretonisches Leuchten
Di, 4.8., 20.05 SRF 1
Do, 17.9., 20.15 Das Erste
Bretonische Geheimnisse
Di, 11.8., 20.05 SRF 1