Eine Rückkehr nach 30 Jahren Ehe: Nick und Meg, zwei Endfünfziger aus dem englischen Birmingham, fahren für ein Wochenende nach Paris. Er ist Philosophie-Professor an einer Uni, sie Biologie-Lehrerin. Das Hotelzimmer von einst wäre noch da, aber es passt ihnen nicht mehr. Vor allem stört der Lärm einer Baustelle vor dem Haus. Für zwei Nächte darf es dann in einem Nobelhotel eine teurere Suite sein, die sie sich eigentlich nicht leisten können. Tony Blair soll mal darin übernachtet haben. Nick, der Alt- 68er-Anarchist, kann sich für die Suite erwärmen, unter einer Bedingung, wie er witzelnd bemerkt: «Wenn sie die Bettwäsche gewechselt haben.»
Ein Bekenntnis
Nick (Jim Broadbent) und Meg (Lindsay Duncan) tun, was man in Paris so tut. In Buchhandlungen stöbern, auf dem Friedhof Spass haben beim Suchen von Prominentengräbern («Wo ist Sartre?»). Aber auch dies: Fein essen gehen, um allerdings nicht, wie es sich gehört, die Rechnung zu bezahlen. Als Zechpreller rennen sie davon. Draussen schreit Nick begeistert: «Fucking Rock ’n’Roll!» Wie kleine Kinder, die sich über einen gelungenen Streich freuen.
Nick und Meg wollen sich mit diesem Aufenthalt ihrer Beziehung vergewissern. Und sie möchten herausfinden, was sie gern gemacht hätten. Eine kleine Ehekrise bricht aus und gibt Anlass zur Frage, ob sie im langen Miteinander-Leben nicht doch etwas verpasst – und verpatzt – haben. Meg hat noch Träume, in Paris kommt sie zur Erkenntnis, dass sie gerne «etwas Neues, etwas anderes» machen möchte: «Italienisch lernen, Klavier spielen, Tango tanzen.»
Zufällig treffen die beiden Jubilare mitten in Paris Nicks alten Studienfreund Morgan (Jeff Goldblum). Der Amerikaner hat es zum reichen und berühmten Schriftsteller und zur jungen französischen Frau gebracht. Er lädt die beiden zur Party ein, um das Erscheinen seines neuen Buches zu feiern. Vor der weltläufigen, beneidenswerten Gesellschaft hebt Nick zu einer bekenntnishaften Rede an. Er sei eigentlich am Boden. Und lange hat er es für sich behalten, jetzt wird er es endlich los: Die Universitätsleitung hat ihm die frühzeitige Pensionierung nahegelegt. Grund: eine an sich harmlose, dumme Bemerkung gegenüber einer dunkelhäutigen Studentin.
Witzig und spritzig
Es läuft nicht alles aus dem Ruder für Nick und Meg. Aber ihr Paris-Aufenthalt lässt sie auf sich selber besinnen. Und er bringt sie, so zeigt es die Schlussszene, einander wieder näher: In einem Bistro tanzen Meg, Nick und Morgan nachts zur Musik aus der Musikbox – einen alten Swing.
«Le Week-end» ist ein auf den ersten Blick unspektakulärer Film, der es aber in sich hat. Von Melancholie durchzogen, besitzt er genug Witz und sorgt mit spritzigen Dialogen und Szenen für intelligentes Amüsement. Für Regisseur Roger Michell und Drehbuchautor Hanif Kureishi ist es die vierte Zusammenarbeit seit 1993. Mit «Le Week-end» ist den beiden ein schöner «Altersfilm» gelungen.
Le Week-end
Regie: Roger Michell
Ab Do, 13.2., im Kino