Der vollständige Hörspieltitel hat eine Länge von barockem Ausmass: «Der Beat meines Grossvaters ist der Sound meines Vaters ist der Soundtrack meines Lebens – Vol. 1 oder Meines Vaters Vater (Ewald Haase) ist mein Vater (Michael Maassen) bin ich».
«Ich» – das ist der Autor Tobias Pingler, geboren 1974. Ein «Ich» kann aber auch der Grossvater oder der Vater sein, die zitiert werden. Doch erschliesst sich erst im Verlauf des Hörspiels, wer da durch die Stimme von Tobias Pingler spricht. Oder besser – schreibt. Denn der Autor schöpft aus schriftlichen Quellen seiner Vorfahren, verwendet Briefe und Aufzeichnungen. Dazwischen kommentiert Pingler, sprechend oder mit einer ausgefeilten Rap-Nummer.
Ewald Haase, der Grossvater: Er zeugte während des Krieges mit der Krankenschwester Anneliese den unehelichen Sohn Michael. Pingler berichtet vom Tod des Grossvaters, von den damals 14 Erbberechtigten und insgesamt elf Todesanzeigen «Opa Ewald, der Kondom-Produzent, der selber keine verwendete».
Opas Sohn und Pinglers Vater war der Schauspieler Michael Maassen (1942–2002), übrigens selber Autor mehrerer Hörspiele. Maassen, der an verschiedenen Bühnen engagiert war, betätigte sich auch literarisch, wobei bis heute wenig veröffentlicht wurde. Vater Michael und Sohn Tobias korrespondieren, man sieht sich wenige Male im Jahr. «Papa, der unbekannte Vatermensch», bemerkt Tobias.
«Der Beat meines Grossvaters . . .» ist die kunstvolle Auseinandersetzung mit der eigenen Lebensgeschichte, komplizierten Verwandtschaftsverhältnissen und problematischen Beziehungen. Reizvoll dabei, wie der Autor als Alleininterpret der authentischen Texte auftritt.
Im Anschluss an das Hörspiel bringt Radio SRF 2 Kultur ein aufschlussreiches Gespräch zwischen Tobias Pingler und Regisseur Claude Pierre Salmony sowie ein paar Muster von Pinglers Aktivitäten als Rapper.
Der Beat meines Grossvaters . . .
Von Tobias Pingler
Regie: Claude Pierre Salmony
So, 6.11., 17.06 Radio SRF 2 Kultur