Es wäre ein interessantes Experiment, dieses Album einer Runde von Musikexperten in einem Blindtest vorzulegen. Einige würden ehrlicherweise passen, doch es gäbe bestimmt Namensnennungen wie Joni Mitchell, Alison Goldfrapp oder Evelinn Trouble. Und tatsächlich: Musikalisch spannt Pamela Méndez einen weiten Bogen von Soul und Folk über Jazz und Pop. Ihre Charakterstimme hakt sich in den Hörgängen fest.
Dabei ist die 30-jährige Singer-Songwriterin aus Bern Autodidaktin, die mit Überzeugung das Prinzip Learning by Doing pflegt. «Mit 14 habe ich angefangen, Gitarre zu spielen und Songs zu schreiben», erzählt sie. Ihr Umfeld wurde hellhörig: Das Mädchen trat an privaten Festen auf. Mit 16 gab sie ihr erstes richtiges Konzert. «Bis zu meinem 20. Lebensjahr war Musik nur Hobby», betont sie.
Überraschende und unerhörte Klangwelten
Mit 23 legte Méndez nach zweijähriger Vorarbeit ihr Debütalbum vor. Sein Titel formulierte ein klares Ziel: «I Will Be Loved». Die Reaktionen waren tatsächlich begeistert, Méndez’ Songs eroberten die Playlists vieler Radiostationen. Faszinierend an dieser Musikerin ist, dass sie mit einer Mischung aus Unbeschwertheit, Coolness und Nachdruck überraschende Klangwelten öffnet, die so noch niemand gehört hat. Mit einfachen Gitarrenriffs skizziert sie emotionale Urmuster, die sie mit Harmonien, Beats und Wörtern koloriert. So tickt die Gitarre im Titelsong ihrer soeben erschienenen zweiten CD «Time» bedrohlich wie eine Uhr. Darum herum bauschen Keyboard, Bass und Drums eine relativierende Wolke, in die Méndez in ihrer changierenden Poesie über die Relativität der Zeit singt.
Pamela Méndez sucht keine stilistische Klarheit. Sie verquirlt Sounds und Rhythmen zu eigenen und eigenartigen Kreationen. Sie habe sich ihren Sound seit Kindheit zusammengehört, sagt sie und nennt als Inspirationsquellen wahlweise so klangvolle wie disparate Namen: Beatles, Queen und Paolo Conte, Kate Bush, Radiohead oder Steve Reich.
Notbremse nach dem Debüt
Nach ihrem Debüt 2011 meldeten sich Interessenten wie das Stadttheater Bern, für das sie Musik zu einem Ballett schrieb. Sie vertonte eine Tanzperformance und ein SRF-Hörspiel. «Viel künstlerische Verantwortung für eine damals 24-Jährige», erinnert sie sich. Sie zog die Notbremse, machte eine Stimmausbildung und stieg beim Frauenmusikprojekt «Helvetia rockt» ein. Die dort gesammelten Erfahrungen im Bereich Kulturmanagement nutzte sie für ihre Rückkehr ins Musikbusiness: «Ich wollte mein zweites Album selbst herausbringen!» Sie gründete ein Label, produzierte Musik, entwickelte Videos und suchte dafür einen kleinen Kollegenkreis zusammen: Keyboarder Luzius Schuler, Bassist Adrien Guerne, Drummer Nicolas Stocker, Tontechniker David Odlum.
Unabhängigkeit ist Pamela Méndez’ Credo. Daran will die Tochter einer Schweizerin und eines Mexikaners, die im Aargau aufgewachsen ist, festhalten. Im Stück mit dem düsteren Titel «I Will Die» hört sich das so an: «I love, what I do / I love it, when we feel free».
Konzerte
Do, 31.5., 21.00 Grabenhalle St. Gallen
Fr, 15.6., 18.00 B-Sides Festival Kriens LU
www.pamelamendezmusic.com
CD
Pamela Méndez
Time
(P-Love Records 2018)