Oper «La Cenerentola: Aschenputtel im Casting
Wer ist die integerste Braut im Ballsaal? Diese Frage beantwortet das Ensemble am Opern-Open-Air «La Cenerentola» im aargauischen Schloss Hallwyl.
Inhalt
Kulturtipp 16/2018
Letzte Aktualisierung:
25.07.2018
Muriel Gnehm
Derzeit schmachten sie sich noch im Proberaum an. Bald jedoch wirbeln die Opernsängerinnen und -sänger zwischen den alten Mauern von Schloss Hallwyl herum und geben die eingängigen Arien von Gioachino Rossinis «La Cenerentola» (Aschenputtel) zum Besten.
Regie führt Johannes Pölzgutter. Mit gerade mal 13 Jahren sah er diese Oper zum ersten Mal in Wien. Schon damals begeisterte sie ihn: «Die Musik ist witzig, intelligent und unglaublich gut g...
Derzeit schmachten sie sich noch im Proberaum an. Bald jedoch wirbeln die Opernsängerinnen und -sänger zwischen den alten Mauern von Schloss Hallwyl herum und geben die eingängigen Arien von Gioachino Rossinis «La Cenerentola» (Aschenputtel) zum Besten.
Regie führt Johannes Pölzgutter. Mit gerade mal 13 Jahren sah er diese Oper zum ersten Mal in Wien. Schon damals begeisterte sie ihn: «Die Musik ist witzig, intelligent und unglaublich gut geschrieben.»
Zur Inszenierung in der mittelalterlichen Kulisse will er nur so viel verraten: «Ich arbeite nicht mit mittelalterlichen Kostümen. Das wäre mir zu kitschig geworden.» Um Spannung aufzubauen, greift er zum Bruch durch eine zeitgemässe Inszenierung. Pölzgutter vergleicht seine Aschenputtel-Version mit der TV-Castingshow «Deutschland sucht den Superstar». Beim «Brautwettbewerb» geht es ihm jedoch eher um innere Werte. «Die Schwestern von Aschenputtel sind oberflächlich und schön, Aschenputtel hingegen hat ein grosses Herz und ist moralisch integer», sagt der Regisseur – «prädestiniert zum Regieren also».
Dieser nüchterne Blick passt gut zu Rossinis Oper. Sie verzichtet auf alles Magische aus der Grimm’schen Vorlage, statt der guten Fee steht der Hauslehrer an Aschenputtels Seite.
Die Sänger hat der Regisseur mit Dirigent Douglas Bostock ausgewählt: «ein gutes Ensemble mit erfahrenen Sängern und talentierten Jungsängern», ist Pölzgutter überzeugt. Begleitet wird das Ensemble von Bostocks Argovia Philharmonic.
Etwas verrät Pölzgutter schliesslich doch noch: «Wir scheuen keine Farben. Rossinis Musik verlangt nach einer komödiantenhaften Leichtigkeit.» Diese kommt in grellbunten Kostümen zum Ausdruck. Es sei eine Oper, die jedermann anspreche und keine perfekte Abendgarderobe erfordere. «Man darf uns durchaus in der Wanderjacke zuschauen.»
La Cenerentola
Premiere: Fr, 27.7., 20.00
Schloss Hallwyl Seengen AG
www.operschlosshallwyl.ch