Krisenorte Opern: Die deutsche Politologin Sarah Zalfen nimmt Opernhäuser unter die Lupe. Denn Kürzungen öffentlicher Subventionen treiben diese Institutionen mancherorts in Nöte. Die Besucherzahlen sind rückläufig, weil die Oper nicht mehr dem gesellschaftlichen Selbstbild vieler Besucher entspricht und dar­um anachronistisch anmutet. Zalfen zielt in ihrem Buch auf die Staatsopern in Berlin, Paris und London und untersucht deren Verhältnis zu den kulturpolitischen Instanzen.

Für das finanzstarke Kulturestablishment und seine politischen Repräsentanten ist die Oper eines der wichtigsten kulturellen Symbole Europas: «Die Vorstellung eines Kulturstaates oder einer Kulturnation wird in diesem Sinne zu einer strategischen Machtausübung über die Art und Funktion der Oper», heisst es etwas gestelzt. Als Folge davon erhalten die Opern horrende Zuschüsse – Frankreich etwa buttert bis zu 77 Prozent seines staatlichen Musikbudgets in die Pariser Oper. Auch in Berlin und London geht über ein Drittel der Kulturförderungsmittel an die Opernhäuser.


Demokratisierung

Diesem Fakt stehen relativ bescheidene Publikumszahlen gegenüber, was in den letzten Jahrzehnten zu sozial motivierten Fundamentaldiskussionen führte und Reformen zur Fo­l­ge hatte: «Der kulturpolitische Wille zur Demokratisierung der Oper erwies sich nicht nur als notwendige Reaktion auf die Pluralisierung der Gesellschaft, sondern auch als Mittel, diese zu restrukturieren», so Zalfens Fazit.


[Buch]
Sarah Zalfen
«Staats-Opern?»
453 Seiten
(Böhlau 2011).
[Buch]