Im Wald oberhalb von Laufenburg spriesst das saftige Frühlingsgrün, und fröhliche Vogelrufe erfüllen die Stille. Doch an diesem Aprilnachmittag enthüllt das Dickicht auf einmal Unheimliches: Eine Art Sarg steht unweit des Weges, einige Meter weiter schimmern blau angemalte Holzstücke aus dem Moos, Tierschädel sitzen auf Körpern aus Flechtwerk. Bloss schnell weiter!
Die Menschenscheuchen von Isabelle Krieg und Marianne Engel haben ihren Zweck erfüllt. Geht es der Natur nicht meist besser, wenn der Mensch sie einfach in Ruhe lässt?
Die Installation der beiden Künstlerinnen ist eine Station auf dem Rundgang «Schimelrych bis Chrottehalde», für den das Rehmann-Museum mit dem Jurapark Aargau zusammengespannt hat. Die Freiluft-Ausstellung lädt das Publikum ein, sich ganz auf die Landschaft rund um Laufenburg einzulassen und sich mit dem Verhältnis Mensch und Natur zu befassen.
Vom Museum auf den verwunschenen Pfad
Los geht es im Museum, das im Atelier des 2020 verstorbenen Bildhauers Erwin Rehmann untergebracht ist. Zunächst führt ein verwunschener Pfad in die liebliche Altstadt, danach geht es ins Siedlungsgebiet und schliesslich hoch in die Wälder. Eigene Wegweiser und Ausstellungskleber an bestehenden Schildern führen zu zehn Kunst-Stopps. Beim Navigieren hilft die App «Outdooractive» oder die schematische Karte im Begleitbüch- lein, das es im Museum zu kaufen gibt.
Natursongs aus dem Lautsprecher
Etwas später, oben auf dem Chrottehaldeweg. Beim Aussichtsbänkchen findet sich Hannah Weinbergers Audioinstallation «Flower Power». Aus einem Lautsprecher haucht eine Frauenstimme Schnipsel von Folksongs und Popliedern mit Naturverweisen. Woody Guthrie und Pete Seeger stimmt sie an, Louis Armstrong und Adele. Man lauscht ihr, blickt auf Rhein und Schwarzwald und hinterfragt nach und nach die vermeintlich idyllische Aussicht. Zerschneidet da nicht eine Autobahn die Hügel über dem deutschen Laufenburg?
Fährt dort ein Dieselzug der DB durchs Grün? Und wie viel Natur steckt überhaupt noch im gelb leuchtenden Rapsfeld unterhalb des Wegs? «Schimelrych bis Chrottehalde» ist ein anregender Kunst-Rundgang. Nimmt man sich genug Zeit, werden die rund sieben Kilometer zum sinnlichen und kontemplativen Erlebnis. Die Installationen gehen stets auf ihre Umgebung ein. Fragen an den Postentafeln fordern einen auf, sich umzusehen, zu horchen. Der «Schaffensplatz» lädt gar ein, sich selber in Land Art zu versuchen.
Das Gluckern unter Wasser
Lohnt es sich vielleicht, diesen Ausflug für den Sommer aufzusparen? Agnes Barmettlers Labyrinth beim ehemaligen Kindergarten darf noch etwas wachsen. Ebenfalls werden erst die nächsten Wochen zeigen, ob Jan van Oordts Experiment von einer grün wuchernden Quartierstrasse gelingt. So oder so: Den Besuch des Rehmann-Museums selber sollte man nicht auslassen. Einzelne Stationen wie Riikka Tauriainens Horchposten im Ziegelhüttenweiher finden hier ihren Abschluss. Wie schön es unter Wasser doch knackst und gluckert.
Von der Chrottehalde führt der Weg jetzt sanft den Wald hinunter. Am rechten Wegrand erblickt man den Beitrag von Ursula Rutishauser: Mit den Worten «Warte mal» fordert die Aargauer Künstlerin einen auf, einfach nur zu schauen. Ein Teppich aus blühendem Bärlauch breitet sich am Waldrand aus. Die Bäume sind mit feinem Moos bewachsen. Erst nach einer Weile nimmt man auch den Stacheldraht wahr, der sich durchs Blickfeld spannt. Was dahinter liegt, gehört nur der Natur. Der Mensch fehlt so gar nicht.
Schimelrych bis Chrottehalde – Kunst und Natur in Laufenburg
Bis Fr, 27.9.
Mi/Do/Fr: 11.00–16.00
Sa/So: 14.00–17.00
Rehmann-Museum Laufenburg AG
www.schimelrych.ch
Freiluft-Ausstellungen
Skulpturenweg (neugestaltet)
Durchgehend, Elsau ZH
Triennale Skulptur Bad Ragartz
Bis Mi, 30.10., Bad Ragaz SG und Vaduz (FL)
Froh Ussicht: Halt – alles fliesst
Sa, 1.6.–So, 27.10., Hof Blum Samstagern ZH
Biennale Bregaglia 24
So, 2.6.–Sa, 28.9., Bondo GR
MoorArt24
Fr, 7.6.–Do, 31.10.
Park Seleger Moor, Rifferswil ZH
Twingi 24
So, 16.6.–So, 13.10., Binn VS
Street Art Festival
Fr, 21.6.–So, 23.6., Chur
ArtiChoke Festival für Street Art
Fr, 28.6.–So, 30.6., Estavayer-le-Lac FR
Art Safiental: What if? Stimmen aus der Zukunft
Sa, 6.7.–So, 20.10., Versam GR
ArtWalk Bremgarten
Fr, 30.8.–Sa, 28.9., Bremgarten AG