Irre grinsen die fünf Musiker ins Publikum. Lacher durchbrechen die Stille, um von einem dadaistischen Wirbel an Kontrabass und Flügel abgelöst zu werden. Es sind experimentelle Klänge, die das Ensemble Tzara in der Performance «The Man Who Couldn’t Stop Laughing» von Steven Takasugi liefert. Ausschnitte sind nun als Video auf der Plattform Neo.mx3.ch zu sehen, welche die SRG kürzlich lancierte.
Hochgeladen wurde der Clip aber nicht von einem SRG-Sender, sondern von den Künstlern selbst. «User-generated content» nennt sich das, wenn jeder am eigenen Rechner Profile erstellen und Musik, Videos und Fotos hochladen kann. Was so auf Neo.mx3 geteilt wird, kann ebenso von Newcomern aus Schlafzimmerstudios stammen wie von Profis aus Konzerthallen. Und es ist für Fans, Musiker, Veranstalter, Labels sowie Radio- und TV-Stationen kostenlos zugänglich.
Die Radiosender sollen Stücke entdecken
Vorbild der Plattform ist Mx3, ein 2006 lancierter Online-Treffpunkt für die nationale Pop- und Rock-Szene. Mx3 steht für «Musik mal 3»; eine Anspielung auf die Vernetzung der Stationen SRF 3, Rete 3 und Couleur 3. Ziel ist bei Mx3 wie auch bei Neo.mx3 nicht nur ein Kontaktnetz innerhalb der Szene und zum Publikum, sondern auch der Transfer über alle Landesteile und zum Radio: Redaktionen von Radio SRF 2, RTS Espace 2, RSI Rete Due und RTR sollen in den Profilen stöbern, Stücke entdecken und ins Programm integrieren.
Bis heute wurden bei Mx3 rund 115 000 Songs von knapp 27 000 Bands hochgeladen. 2009 entstand analog dazu eine Plattform für Volksmusik. Und nun findet die zeitgenössische Musik von neuer Klassik über Improvisation und Performance bis zu elektronischer Musik und experimentellen Klängen bei Neo.mx3 Platz: In zehn Tagen wurden 100 Profile erstellt und 240 Werke hochgeladen. Redaktorin Gabrielle Weber ist zufrieden mit dem Start und relativiert zugleich: «In der zeitgenössischen Musik kann man nicht von gleich hohen Zahlen wie bei Mx3 ausgehen. Bei gestandenen Profis ist der Umgang mit dem Internet – je nach Generation –nicht selbstverständlich.» Profile sollen nicht abgeschlossen sein, sondern tagesaktuell um Aufnahmen ergänzt werden. Und daran muss sich die Szene erst noch gewöhnen.
Neue Musik kennenlernen und Songs speichern
Für Fans ist Neo.mx3 eine Fundgrube: In wenigen Minuten ist ein Profil erstellt, und es lassen sich Künstler entdecken, Songs in Playlisten speichern und im nationalen Veranstaltungskalender stöbern. Durch die Möglichkeit, Videos hochzuladen, werde die Plattform dem zeitgenössischen Komponieren gerecht, sagt Weber: «Gerade Jüngere arbeiten multimedial, transmedial, interdisziplinär und performativ. Für sie stellt die Plattform eine super Abbildungsmöglichkeit dar.» Die SRG ergänzt die Inhalte laufend durch Archivaufnahmen aus den vier Landesteilen. Und regelmässig entsteht ein Blogbeitrag: Darin finden Veranstaltungen in arrivierten Häusern ebenso Platz wie Symposien oder Nischenproduktionen.
SRG-Musikplattformen im Netz
Zeitgenössische Musik: neo.mx3.ch
Blog: neoblog.mx3.ch
Pop & Rock: www.mx3.ch
Volksmusik: volksmusik.mx3.ch