Das gabs noch nie. Wenn Mitte Mai Schweizer Jazzer in Schaffhausen ihre neuen Projekte vorstellen, sind diese Konzerte live auch in New York oder Kapstadt zu sehen. Anders als ihre Kollegen in Montreux, Klosters oder Basel haben die Veranstalter des Schaffhauser Jazzfestivals entschieden, ihren Anlass trotz Lockdown durchzuführen. «Wir wagen das Experiment des Live-Online-Formats», sagt Festivalgründer und OK-Mitglied Urs Röllin.
Live aus der Kammgarnhalle
Fast alle der ursprünglich 14 programmierten Bands werden in Schaffhausen spielen. Und dies auf der Originalbühne in der Kammgarnhalle. Von dort wird an jedem Festivalabend ein Konzert live übertragen. «Zwei weitere müssen wir tagsüber vorproduzieren, damit wir alle Sicherheitsauflagen des BAG einhalten können», sagt Röllin. Dazwischen soll es Musikerinterviews und überraschende Einblicke geben. Das Publikum kann sich via Festival-Website oder Social Media einklinken. Das volle Programm sendet auch das Schaffhauser Fernsehen, zudem ist – wie seit bald 30 Jahren – Radio SRF 2 Kultur vor Ort.
«Wir zeichnen die Konzerte vom Mittwoch und Donnerstag auf und senden am Freitag einen Zusammenschnitt», erklärt SRF-Jazzredaktor Peter Bürli. Das Festival sei bereits in der Sendung «Jazz & World aktuell» vom Dienstagabend ein Thema wie auch in der Sendung «Kontext» nach dem Festival. Wichtig ist für Peter Bürli: «Wir wollen ein Zeichen setzen für die Schweizer Szene. Dies tun wir seit Beginn der Corona-Krise auch in anderen Sendungen, indem wir vermehrt Schweizer Musik spielen.»
Um dieses Zeichen geht es auch den Schaffhauser Veranstaltern. «Als Werkschau des Schweizer Jazzschaffens haben wir alles darangesetzt, auch den Jahrgang 2020 zu dokumentieren», sagt Urs Röllin. Bei den Musikern kommt dies gut an. Die Zürcher Sängerin Yumi Ito etwa, deren elfköpfiges Orchestra das Festival eröffnen sollte, ist nun fieberhaft am Umdisponieren. «In der Originalbesetzung können wir natürlich nicht spielen. Aber es ist schön, dass ich mit dem Festival nun nach einer Lösung suchen kann», schreibt sie per SMS. «Dieses Digital-Konzert wird ein interessantes Experiment.»
Aber macht ein Festival im leeren Saal überhaupt Sinn? «Natürlich fehlt mit dem Publikum eine wesentliche Energiequelle», gibt Andreas Schaerer zu bedenken. Der Sänger hat die Festival-Teilnahme mit seiner Band Hildegard lernt fliegen zuerst diskutieren müssen: «Nicht alle sind gleich begeistert von digitalen Konzerten.» Letztlich habe man sich aber anstecken lassen von der Leidenschaft der Veranstalter.
Wenngleich die meisten Bands in Schaffhausen spielen werden, gibt es kleine zeitliche Anpassungen beim Ablauf der Konzerte. Sobald das definitive Programm steht, ist dieses auf der Festival-Website ersichtlich: www.jazzfestival.ch
31. Schaffhauser Jazzfestival
Mi, 13.5.–Sa, 16.5., Kammgarn Schaffhausen
Vimeo via Festival-Website www.jazzfestival.ch
Facebook: @Schaffhauser.Jazzfestival
Youtube: @shjazzfestival
TV: Schaffhauser Fernsehen via www.shf.ch
Radio: Radio SRF 2 Kultur am Fr, 15.5., 22.00–24.00 sowie Sendungen vor und nach dem Festival, siehe www.srf2.ch