Die Sätze sprudeln nur so aus ihr heraus. Ihre tiefbraunen Augen leuchten. Es scheint, als glaube Olivia El Sayed selbst kaum, dass sie in den kommenden Tagen tatsächlich mit ihrem ersten Programm «flowery wordis» auf der Bühne des Zürcher Kaufleuten stehen wird. In ihrem Programm teilt sie ihre Beobachtungen aus dem Alltag und öffnet so dem Publikum ein Tor in fremde Leben.
Auch an diesem regnerischen Mittwochmorgen schweift ihr Blick durch ein Café unweit der Zürcher Langstrasse. «Ich könnte stundenlang hier sitzen und einfach nur beobachten, was das Leben so hergibt», sagt sie. Das Notizbüchlein sei dem Handy gewichen, das mittlerweile wie eine dritte Hand an ihr klebe – allzeit griffbereit, um ihre Gedanken «einzutöggelen». Folgt man ihr auf Instagram oder liest die Geschichten, die sie für den Blog «Any Working Mom» schreibt, erhält man eine Kostprobe, was einen mit «flowery wordis» erwartet. Geschichten aus dem Alltag – nah, ungefiltert und erfrischend fehlbar.
Dass das Leben unstet sein kann, hat die 40-Jährige bereits mehrfach erfahren. Aus ihrem Kinderzimmer im zürcherischen Pfungen zog sie nach einem Radiopraktikum mit 20 nach Frankfurt, um bei einem Musiklabel zu arbeiten. Nebenher studierte sie Sprachwissenschaften. Diese aufregende und zugleich desillusionierende Zeit lehrte sie, dass Pläne und Vorstellungen leicht verpuffen können.
Sprache und Musik als Konstanten im Leben
Vor über zehn Jahren kehrte sie nach Zürich zurück, um zu bleiben. Nun ist sie selbständige Autorin. Man glaubt ihr, wenn sie sagt, ihr Werdegang sei «eifach öppis», und sie damit zufrieden scheint. Gewiss sei nur, dass sie Mutter, Ehefrau, Tochter und Freundin sei. «Alles andere ist vergänglich wie Schall und Rauch».
Eine ihrer wenigen Konstanten im Leben ist die Leidenschaft für Musik und Sprache. Besonders ihr aus Ägypten stammender Vater forderte Olivias Sprachverständnis heraus. Mit einem Mix aus Arabisch, Deutsch und Englisch zeigte er ihr, dass Sprache viel flexibler, ja blumiger sein kann als nur richtig oder falsch. Mit diesen «flowery wordis» sprengt sie die sprachlichen Grenzen und vermittelt dem Publikum subtil, dass man jetzt noch nicht alles ist, was man im Leben noch sein wird.
Zwei Cappuccini mit Mandelmilch später leuchten ihre Augen noch immer. Zwar hat sich etwas Nervosität eingeschlichen, sobald sie über die bevorstehende Premiere spricht. Aber sie weiss sich bescheiden zu beruhigen: «Ich teile einfach nur meine Gedanken.» Und das macht sie in der Tat. Offen, reflektiert, witzig, zuweilen nachdenklich und direkt, auch am Zweiertisch im Café.
flowery wordis
Premiere: So, 12.9., 20.00
Kaufleuten Zürich
www.atelieer.ch
Olivia El Sayeds Kulturtipps
Song
Danger Dan: Eine gute Nachricht
«Der Song lässt mein Herz explodieren. Das ist schönste Poesie, am besten mit frischem Fahrtwind auf dem Velo.»
Bühne
Reeto von Gunten: 2050 – clever versorgt
Premiere: Mi, 22.9., 20.00 Mühle Hunziken Rubigen BE
«Im neuen Programm hat Reeto von Gunten seine eigene Art der Vorsorge gefunden. Er hat seine Tagebücher vorgeschrieben, um 2050 im Altersheim entspannt zurückzulehnen.»
Podcast
Linda Zervakis: Gute Deutsche
«In Gesprächen mit prominenten Persönlichkeiten beleuchtet die deutsch-griechische Journalistin die Themen Heimat und Herkunft.»