Der Journalist Andreàs Winteler soll einen Nachruf schreiben. Der Ich-Erzähler im Roman muss das Leben des berühmten Zürcher Psychiater und Alt-68er Klaus Maiwald würdigen. Winteler zweifelt jedoch, dass sich dieser das Leben genommen hat, und stösst während seiner Recherchen zu Maiwald auf die eigene Vergangenheit sowie die seiner Eltern und seiner früheren Freundin. 

Die fast manische Neugier  für Maiwalds Tod führen den Reporter in Städte wie Zürich, Genf, Berlin oder Hamburg und zu Handlungen jenseits der Legalität. Er bricht in das Haus von Maiwald ein, weil er glaubt, dessen Frau verheimliche ihm etwas. Aus­serdem hofft er insgeheim, Neues von seiner Jugendliebe Simone, Maiwalds Tochter, zu erfahren. Diese war nämlich vor 16 Jahren völlig unerwartet aus seinem Leben verschwunden und unter ungeklärten Umständen in den ­Anden umgekommen – «verschleppt und ermordet», von den kommunistischen peruanischen Rebellen, wie man ihm erzählt hatte. 

Verzwickte Lebensgeschichten

Doch allmählich ergibt seine Spurensuche ein neues Bild von den involvierten Personen, deren Tod sowie der Zeit um 1968. Alle Figuren im Roman sind auf tragische Weise mitein­ander verbunden – ob in der Vergangenheit oder Gegenwart: Hausbesetzer, Polit-Aktivistinnen, Mörder, Utopisten und selbstverliebte Möchtegern-Revolutionäre. Sie streben nach einer besseren Gesellschaft und gleichzeitig nach ­einem guten Leben. Dabei hängt ein Satz wie ein Damo­klesschwert über allen: «Die meisten sind für das Böse zwar zu träge, aber sie sind eben auch zu schwach für das Gute.» 

Diggelmann gelingt es meisterhaft, die verzwickten und zum Teil schrecklichen Lebensgeschichten der Figuren im Roman zusammenzuführen. Dabei stehen die 68er-Jahre und ihre desillusionierte Genera­tion im Mittelpunkt dieser spannungsreichen Geschichte. 

Buch
Oliver Diggelmann
«Maiwald»
252 Seiten (Klöpfer & Meyer 2017).