Nordklang Festival Aus dem Norden viel Neues
Der Holländer Felix van den Berg liebt nordische Musik. Deshalb engagiert er sich seit Beginn für das St. Galler Nordklang Festival – ein Happening der coolen Art.
Inhalt
Kulturtipp 05/2013
Jonas Frehner
Als 19-Jähriger hat Felix van den Berg Holland verlassen und ist wegen einer Freundin in die Schweiz gekommen. Diese ist zwar bald Geschichte, doch er bleibt. Seit seiner Jugend hat der heute 60-jährige van den Berg Musik gelebt, geliebt und gesammelt. Auf einen Stil festlegen will er sich nicht. Und dieses Credo gilt auch fürs Nordklang Festival, das dieses Jahr zum siebten Mal in St. Gallen stattfindet.
Folgenschwere Reise
2001 nimmt van de...
Als 19-Jähriger hat Felix van den Berg Holland verlassen und ist wegen einer Freundin in die Schweiz gekommen. Diese ist zwar bald Geschichte, doch er bleibt. Seit seiner Jugend hat der heute 60-jährige van den Berg Musik gelebt, geliebt und gesammelt. Auf einen Stil festlegen will er sich nicht. Und dieses Credo gilt auch fürs Nordklang Festival, das dieses Jahr zum siebten Mal in St. Gallen stattfindet.
Folgenschwere Reise
2001 nimmt van den Berg eine Auszeit von seinem Job als Informatiker an der Hochschule St. Gallen. Er besucht die Färöer-Inseln und deckt sich dort mit lokaler Musik ein. Zurück in der Schweiz spielt er die Folk-, Jazz- und Rock-CDs Freunden vor – und alle wollen sofort Kopien davon. Der Enthusiast lehnt ab: «Lieber unterstütze ich die lokale Szene, gerade weil diese so klein und isoliert ist.» Van den Berg kontaktiert daraufhin den Mäzen der Färöer-Szene und erhält den Auftrag, den Vertrieb für sein Label in der Schweiz zu organisieren.
Mit Freunden beginnt er in
St. Gallen, kleine Konzerte mit Färöer-Bands zu veranstalten. Schliesslich kommt ein Angebot vom Lokalsender Toxic.fm, eine Sendung zu gestalten. «Nur Musik von den Färöern hätte nicht ausgereicht, deshalb verbreiterten wir das Spektrum auf den ganzen Norden», erzählt van den Berg. Die Sendung und die veranstalteten Konzerte kommen beim Publikum an. Man beschliesst 2005, einen Verein zu gründen, um ein kleines Festival auf die Beine zu stellen.
Plattform für Bands
Mit Hilfe des Danish Rock Council (ROSA) wird das Nordklang 2007 erstmals durchgeführt. Schon da ist die Grundidee des Festivals, den Bands keine Gagen zu bezahlen und sie nur einmal einzuladen. Van den Berg und seinen Mitstreitern geht es nicht darum, Geld zu verdienen. Sie sind in erster Linie Musikfans, die Bands aus dem Norden eine Plattform bieten und einen regen Kulturaustausch fördern wollen. Alle Helfer arbeiten freiwillig und verzichten dafür auf Konzerte; van den Berg kauft sogar reguläre Tickets für seine Kinder. Die Bands erhalten Reise, Kost und Logie erstattet und haben einen persönlichen Betreuer, der ihnen St. Gallen zeigt: Die Stadt, in der das Festival entstand, zu der es gehört, und in der es auch bleiben soll.
Kooperationen fördern
«Als vor dem ersten Nordklang im Vorverkauf nur 40 Tickets verkauft wurden, hatte ich einige schlaflose Nächte», erinnert sich van den Berg. Zu Unrecht: Innerhalb einer halben Stunde war das Festival an der Abendkasse ausverkauft – wie jedes Jahr seither.
Im Programm fehlen grosse Namen; man holt lieber junge Künstler wie den Norweger Valverde (Bild) und fördert die Kooperation zwischen Nord und Süd, etwa mit einem gemeinsamen Auftritt von Folk-Musikern aus Lappland und einem Appenzeller Jodelchor. «Wir wollen nahe beim Publikum sein und für ein intimes Konzerterlebnis sorgen», erklärt van den Berg die Philosophie. «Aufhören ist sicher kein Thema. Zuerst muss ich es schaffen, Björk auf die Kellerbühne zu holen.»