Der Titel «World Wide Willisau» passt: Der 70-jährige Niklaus Troxler hat seine Werke im eigenen Grafik-Studio in seiner Heimat im Luzerner Hinterland geschaffen. Von der Provinz strahlte und strahlt er in die weite Welt hinaus. Im Ausland schätzt man den Gestalter aus dem Städtchen; Troxler-Plakate finden sich in renommierten Designsammlungen in New York, Japan, Deutschland oder Holland. Im Ausland gab Troxler sein Wissen lange Jahre an Studierende weiter: Zwischen 1998 und 2013 war er Professor für Kommunikationsdesign an der Staatlichen Akademie der Bildenden Künste in Stuttgart.
Eigene gestalterische Handschrift
Unverkennbar typisch ist Troxlers Umgang mit satten Farben, abstrakten Formen, Figuren und Schriften. Seine eigene gestalterische Handschrift, eine individuelle Bildsprache, ist stets spürbar. Besonders dann, wenn Graphic Design zu Plakatkunst wird. Über Jahrzehnte hat Jazz-Enthusiast Niklaus Troxler die von ihm veranstalteten Konzerte und Festivals eigenhändig beworben. Die Veranstalteraktivitäten, mit denen er 1966 begann, hat er mittlerweile seinem Neffen Arno Troxler übergeben. Dieser organisiert das Jazz Festival Willisau seit 2010. Onkel Niklaus hatte es 1975 gegründet.
Dank den Plakaten wurde Troxlers gestalterische Arbeit populär, durch die Präsenz im öffentlichen Raum. Dies ist an Plakatwänden am offensichtlichsten. Sein Gestaltungswille äussert sich ebenso auf etlichen Platten- und CD-Hüllen. Bis heute ist Niklaus Troxler als Plakatgestalter aktiv, wenn auch nicht mehr so intensiv wie in früheren Jahren. Im Pensionsalter widmet er sich vermehrt dem freien künstlerischen Schaffen, etwa der Aquarellmalerei.
Troxlers Plakatkunst lebt von originellen Bildideen, die oft Musikalisches visualisieren – und vor allem von der Tonkunst inspiriert sind. Wie etwa ein Saxofon, dessen Mundstück sich in wundersamer Metamorphose als sich windende, züngelnde Schlange erweist. Als Saxofonist Dexter Gordon im Jahr 1978 Willisau mit seinem Quartett für ein Konzert besuchte, baute Grafiker Troxler auf den Wiedererkennungswert einer Gin-Marke: Eine «Gordon»-Flasche erweiterte er mit einem Stück Saxofon, das Label wandelte er ab und machte die Flaschenetikette zum Ort für den Bandnamen.
Einzigartige «Schriftbilder» als Markenzeichen
Schriften können zu Bildern werden, in Bildern entdeckt man Schriften: Ein solches «Schriftbild» stellt ein typisches Troxler-Plakat von 1980 dar. Zweifarbig, die ganze Plakatfläche als ein einziges Bild füllend, erscheinen beispielsweise Buchstaben mit Konzertinformationen in einer aussergewöhnlichen Textur von Farbe und Typografie: Band, Ort, Datum, Zeit. Zu Ehren kam mit dieser künstlerischen Werbung das McCoy Tyner Sextet.
Die Werkschau hat ihr Zentrum in den beiden Kulturstätten Sankturbanhof und Somehuus. Dazu finden sich Arbeiten draussen im Stadtraum auf Plätzen. Ein ausgiebiges Begleitprogramm mit Konzerten, Workshops, grafischen Stadtrundgängen und Künstlergesprächen ergänzt die Ausstellungen mit Plakaten, Bildern, Skizzen und Fotos.
World Wide Willisau – Retrospektive Niklaus Troxler
Sankturbanhof Sursee LU
Vernissage: Sa, 19.8., 17.00 bis So, 7.1.
Ausführliches Programm: www.sankturbanhof.ch