Sie sehen wunderschön aus mit ihren natursatt bemalten Stegen und Balgen sowie den perlmuttfarben leuchtenden Knöpfen. Irgendwie heimelig, denn so klingen sie ja auch, die Kleinakkordeons aus allen Teilen der Schweizer Volksmusik. Dieses Örgeli aber tönt anders, es imitiert Naturgeräusche und Vogelstimmen. Allein zuerst, dann kommen Geige und Bratsche dazu, Trompete und Saxofon, ein Kontrabass schliesslich und dezent geschlagene Becken. Und schleichend wird aus dem heimeligen Alpenklang eine Tanzmusik zwischen Gypsy-Swing und fellineskem Bildersound.
«Fahre» begeistert als knallbunte Rhapsodie
August 2024: In der Zürcher Tonhalle bringt Kristina Brunner ihre Langkomposition «Fahre» zur Uraufführung. Die 31-jährige Thunerin spielt dabei nicht nur erwähntes Örgeli, sondern auch das Cello. Um sich versammelt hat sie eine exquisite Auslese von Musikantinnen und Musikanten zwischen Jazz und Folklore, die aktuell jene wirblige Szene prägen, die aus begrifflicher Verlegenheit heraus als Neue Volksmusik bezeichnet wird: Da ist Kristinas Schwester Evelyn, mit der sie oft auch im Duo spielt, an Kontrabass und Örgeli.
Der Nidwaldner Geiger Andreas Gabriel. Oder mit der Trompeterin Sonja Ott (Tie Drei) und dem Perkussionisten Markus Lauterburg zwei offenohrige Vertreter der Berner Jazzszene. Und natürlich der Luzerner Albin Brun an Saxofonen und ebenfalls Örgeli – einer der Pioniere dieser folkloristischen Mischmusik.
«Fahre» ist als Auftragskomposition des Zürcher Festivals «Stubete am See» entstanden, das sich exakt jener meist jungen Szene verschrieben hat. Die Uraufführung wurde frenetisch bejubelt. Denn «Fahre» begeisterte als klangbunte Rhapsodie, die von den funkelnden Schweizer Alpen ans Mittelmeer führt, durch Frankreich an den keltischen Atlantik tanzt und weit hinauf nach Skandinavien. Als wortstarker Reiseführer wirkte Pedro Lenz. Der Berner Mundartpoet verband die einzelnen Teile der fast 50-minütigen Komposition mit Texten zum Thema Leben und Beobachten, unterwegs sein – eben: «Fahre».
Ein halbes Jahr nach der Uraufführung ist «Fahre» im kommenden Jahr da und dort wieder zu hören. Kristina Brunner stellt zudem für Anfang März eine CD-Edition in Aussicht. Auch im Duo mit ihrer Schwester Evelyn ist sie in nächster Zeit oft zu hören oder im Trio mit Pedro Lenz.
Fahre
Do, 2.1., 16.00 Alpentheater Kiental BE
So, 6.4., 11.00 Casino Zug
Do, 8.5., 20.00 Markthalle Basel
Fr, 15.8., Festival Alpentöne Altdorf
Evelyn & Kristina Brunner im Duo
So, 5.1., 16.30 Campagne Oberried Belp BE
Do, 30.1., 20.00 Chino Worb BE
Do, 13.3., 17.30 Talgut Ittigen BE
Fr, 28.3., 20.30 Restaurant SchwamEdingen Zürich
Sa, 29.3., 21.00 HirschKu Erlenbach im Simmental BE
Brunners mit Pedro Lenz
Mi, 8.1., 20.15 Kreuz Herzogenbuchsee BE
Fr, 10.1., 19.30 Altes Archiv Neuenegg BE
Sa, 11.1., 20.00 Schadausaal Thun BE
Do/Fr, 20.2./21.2., 20.00 Kellerbühne St. Gallen