Sie sind alle fünf exzellente Musiker: David Jud (Klarinette), sein Bruder Fabian Jud (Trompete), Guillermo Casillas (Trompete) und Jérôme Müller (Basstrompete). Tobi Zwyer spielt Tuba und Akkordeon und singt. Von ihm stammen sieben der elf Eigenkompositionen auf dem neuen Album. Sie bezeichnen sich als «Blasdampfkapelle », ein Begriff, der sie treffend beschreibt und würdigt. Sie spielen nicht nur Blasinstrumente, sie praktizieren sie auch mit viel Dampf auf hohem Niveau. Der Bandname ist Programm: Schäbyschigg ist die mundartliche Schreibweise des englischen «shabby chic» und meint ein Zusammenkommen von «alt/abgestaubt» und «neu/ modern». Auch der wortspielerische Titel ihres zweiten Albums hat, von der eigentümlichen Typografie angezeigt, einen tieferen Sinn. Was die fünf musikalisch treiben, soll ein respektvoller Rückblick sein: «REtroSchPEKTivä », wo in der Retrospektive der Respekt steckt. Jedenfalls ist ihre Musik, auch wenn sie sich zuweilen sehr wohl auf Altes besinnen, durch und durch heutig.
Noch besser sind Schäbyschigg live
Was sie kompositorisch und spieltechnisch draufhaben, beweisen sie in Stücken wie dem rasanten Instrumental «Pun- kerina», im elegischen «Oh Wält» auf Mundart und Hochdeutsch oder im Italo-Song «Carina». Es hat gar Platz für einen «Mäntig Morgä Blues». Und zum Schluss wird englisch gesungen im weltweit viel gespielten irischen Folksong «Whiskey In The Jar», den Tobi Zwyer arrangiert hat. Schäbyschigg auf CD ist das eine Gute. Noch besser sind Schäbyschigg live. So spielen sie als bewährte Tanzkapelle am «Stubeteball» beim Zürcher Volksmusiktreffen Stubete am See. Einer von ihnen hat noch eine eigene Rolle bei der Stubete: Schäbyschigg-Leader Tobi Zwyer ist der diesjährige Komponist der Auftragsarbeit, die hier traditionell Premiere feiert. Seine exklusiv geschriebene Musik für ein Ländlerorchester nennt er «Stadt-Land ». Komponist Zwyer ist natürlich als Musiker an der Tuba selbst Mitglied im zehnköpfigen Ensemble, wo zwei weitere Mitstreiter von Schäbyschigg dabei sind.
Stubete mit Bewährtem und Nachwuchs
Schäbyschigg und das Ländlerorchester sind zwei unter vielen Formationen, die bei der aktuellen Stubete-Ausgabe mit dem Label «Luzern-Spezial» versehen sind. Zu ihnen gesellen sich in Zürich Bewährte und Nachwuchskräfte. Unter anderem: das Albin Brun Quartett, Wilderbluescht, Gläuffig, das Duo Hedi drescht mit Jodelgesang und Klavier von Simone Felber und Lukas Gernet, Söck, «die kleinste Schwyzerörgeligrossformation der Schweiz», und Gabriel Nietlispach Pupato, das Premieren- Trio dreier bekannter Volksmusik-Cracks. Die Reise für Schäbyschigg geht im Herbst im Oberengadin weiter. Stubete am See Sils heisst der Anlass dort.
Konzerte:
Stubete am See Zürich
Sa/So, 20.8./21.8., Tonhalle Zürich
www.stubeteamsee.ch
Stubete am See Sils
Fr, 21.10.–So, 23.10., Sils GR
www.stubeteamseesils.ch
CD:
Schäbyschigg
Retroschpektivä (Narrenschiff 2022)