Modus – Der Mörder in uns
Die Skandinavier erweisen sich einmal mehr als Serien-Könige: Die deutsch-schwedische Koproduktion nach einem Roman der norwegischen Bestseller-Autorin Anne Holt fesselt von der ersten Minute an. Die Anfangsszene blendet auf einen Wohnwagen in einer tief verschneiten Landschaft im Nirgendwo. Darin haust ein junger kaltblütiger Mann, der in mörderischer Mission unterwegs ist (Marek Oravec, Bild). Sein erstes Opfer ist eine lesbische TV-Köchin in Stockholm. Das autistische Mädchen Stina hat den Mörder beobachtet, doch ihre Mutter, die Psychologin und Ex-FBI-Mitarbeiterin Johanne, bekommt keinen Ton aus dem verschlossenen Kind heraus. Zusammen mit dem Kriminalbeamten Ingvar macht sie sich auf die Suche nach dem Unbekannten, der bereits den nächsten Mord plant. Stets begleitet sie die Frage: «Was macht einen Menschen zum Mörder?» Der Thriller besticht durch ästhetische, beklemmende Bilder, feine Figurenzeichnung und eine spannende, psychologisch schlüssige Story.
TV
Jew. So, 22.00 ZDF (bis So, 11.12.)
Alle Folgen als Stream: www.zdf.de
DVD
Modus – Der Mörder in uns
Regie: Lisa Siwe, Mani Maserrat
Bisher 1 Staffel auf Deutsch erhältlich
4 DVDs, 364 Minuten
(Edel Germany 2016).
The Night Manager
Jonathan Pine wird vom Nachtportier eines Luxushotels zum Undercover-Agenten des britischen Secret Service. In der 1993 erschienenen Romanvorlage «The Night Manager» des Thriller-Meisters John le Carré geht es um Politik und illegalen Waffenhandel. Die Serie der dänischen Regisseurin Susanne Bier hat nun die Handlung in die Zeit des Arabischen Frühlings (2011) verlegt. Schauplatz ist Ägypten in der Zeit von Präsident Mubarak – mit Abstechern nach Mallorca oder Zermatt. Diese abgeschlossene Miniserie (6 Folgen) soll mit einem Budget von 30 Millionen Dollar das bisher teuerste Projekt der BBC sein. «The Night Manager» wartet mit gleich zwei Frauenschwärmen auf: Tom Hiddleston («High-Rise») spielt den smarten Agenten Jonathan Pine, Hugh Laurie («Dr. House») verkörpert den Bösewicht Richard Roper, vordergründig ehrbarer Geschäftsmann und Philantrop, in Wirklichkeit ein übler Bursche. Ein spannender, eleganter Hochglanz-Thriller.
DVD
The Night Manager
Regie: Susanne Bier
1 Staffel auf 3 DVDs
338 Minuten
(Concorde Video 2016).
Better Call Saul
Aus jeder noch so ausweglosen Situation kann sich der Winkeladvokat Saul Goodman herausreden. Seine juristischen Finten zeitigen mehr oder weniger Erfolg. Ab und zu wird er verprügelt. Immer wieder rappelt er sich auf. Er landet ganz unten, schlägt sich mit dubiosen Scheinfällen durch, amtet als Pflichtverteidiger oder versucht sich uneigennützig in Seniorenrecht. Dazu legt er sich mit einer mächtigen Anwaltskanzlei an. Bei der Serie «Better Call Saul» handelt es sich um ein sogenanntes «Spin-off» der Kultreihe «Breaking Bad»: Sie erzählt die Vorgeschichte von Goodman, der später dem Crystal-Meth-Brauer Walter White gute Anwaltsdienste leisten wird. Jimmy McGill (Bob Odenkirk, Bild), wie er eigentlich heisst, erfindet sich als Saul Goodman neu. Noch haust und arbeitet er in der Abstellkammer eines asiatischen Schönheitssalons in Albuquerque, New Mexico. Er ist der Inbegriff des schlitzohrigen Winkeladvokaten; ein windiger Kerl zum Gernhaben.
DVD
Better Call Saul
Regie: Diverse
Staffel 1+2, je 3 DVDs
451/441 Minuten
(Sony Pictures 2015/2016).
Vinyl
Regisseur Martin Scorsese, Mick Jagger und «Sopranos»-Autor Terence Winter haben sich mit der Serie «Vinyl» aufgemacht, in den 1970er-Jahre-Sumpf des Rock ’n’ Roll zurückzublenden. Im Zentrum steht der fiktive New Yorker Plattenfirmenboss Richie Finestra (Bobby Cannavale, Bild; Mitte). Das Musikgeschäft steht an einem Wendepunkt, neue Strömungen verunsichern das Big Business, namentlich Punk und Disco. Sie beginnen, den dominanten und finanzpotenten Rock abzulösen. Es gilt, die Schäfchen ins Trockene zu bringen, selbst mit Mafia-Methoden, wenn es sein muss. Herausgekommen ist ein munteres Miteinander von Musik, Bestechung, Sex und Drogen. Wirkliche Begebenheiten sind in der abgeschlossenen Serie fiktiv verfremdet, Schauspieler verkörpern reale Figuren. Dass alles so «authentisch» wirkt, ist dem fundierten Wissen von Scorsese, Jagger & Co. zu verdanken. Sie haben die Zeit hautnah miterlebt. Ein schön böser Blick auf eine dunkle Ära der Rockgeschichte.
DVD
Vinyl
Regie: Diverse
1 Staffel auf 4 DVDS
587 Minuten
(Warner Home Video 2016).
Marseille
Machtspiele und Korruption, Sex und Intrigen sind die Zutaten für die erste europäische Eigenproduktion der Online-Plattform Netflix. Die Serie dreht sich um den langjährigen Bürgermeister von Marseille, Robert Taro, dem ausgerechnet sein Ziehsohn Lucas das Amt streitig machen will. Der Wahlkampf wird (fast) so schmutzig, wie es die Welt vor kurzem im historischen US-Duell erlebt hat. An die brillante Polit-Satire «House of Cards» reicht die Serie jedoch nicht heran: Dazu sind die Wendungen zu absehbar, der Hang zur Soap zu ausgeprägt. Gute Unterhaltung bietet «Marseille» aber allemal. Nicht zuletzt dank Gérard Depardieu (Bild, rechts) in der Rolle des koksenden Bürgermeisters, dessen Moral angesichts der Intrigen seines Kontrahenten Lucas Barrès (Benoît Magimel, Bild) verloren geht. Die multikulturelle Hafenstadt Marseille zwischen Hochglanz und Verwahrlosung bildet die passende Kulisse für das Familien- und Politdrama.
Netflix
Marseille
Regie: Florent Emilio Siri, Thomas Gilou
Die Serie ist auf der Online-Streaming-Plattform Netflix zu sehen
River
Zwischen Genie und Wahnsinn schwankt der Londoner Ermittler River in der gleichnamigen BBC-Krimi-Serie. Seit seine Partnerin Stevie bei einem Einsatz ermordet wurde, begegnet sie ihm als Geist – wie auch andere Opfer seiner ungelösten Fälle. River weiss, dass die Erscheinungen nicht echt sind, kann es sich aber zur Irritation seiner Kollegen nicht verkneifen, oft ins Leere zur sprechen. Der Inspektor wird zwar zur Psychologin zitiert, arbeitet aber mit Hochdruck an der Auflösung und weiteren Fällen. Dabei erweist sich sein Einfühlungsvermögen für die seelisch Unstabilen als hilfreich. «Du konntest schon immer gut mit den Durchgeknallten», heisst es, während er selbst daran leidet, dass er anders ist als die anderen. Für die nötige Portion Humor sorgt Rivers neuer Partner Ira. Die preisgekrönte Drehbuchautorin Abi Morgan («The Hour») schickt die Zuschauer lust-voll auf falsche Fährten und sorgt für Spannung sowie ein feinsinniges Porträt eines Mannes am Rande des Wahnsinns. Stellan Skarsgard (Bild), bekannt aus Lars-von-Trier-Filmen, überzeugt in der Rolle des halluzinierenden Ermittlers. (bc)
DVD
River
Regie: Richard Laxton
Bisher 1 Staffel auf Deutsch erhältlich
2 DVDs, 349 Minuten
(Polyband/WVG 2016).